Mit den Motorradfahrern
der Naturfreunde in der Steiermark

Wir wollen einmal ausprobieren, wie es ist, nicht immer nur zu zweit sondern in einer Gruppe Urlaub zu machen. Wir haben uns dafür die Motorradgruppe der Naturfreunde in Mühlheim ausgesucht. Ein wenig merkwürdig ist uns schon zumute, die anderen haben 70 PS und mehr, wir nur 12. Aber mal sehen, zur Not finden wir den Weg auch alleine. Die Tour soll am ersten Tag bis in den Bayrischen Wald, dann am nächsten Tag in die Steiermark, auf das Roseggerhaus bei Ratten, etwa auf dem halben Weg zwischen Linz und Graz, gehen.

1. Tag - Mühlheim - Engelburgsried (Bayrischer Wald) (470 km)

Treffpunkt ist eigentlich am Samstag um 8.00 Uhr in Mühlheim, aber wir haben verabredet, dass wir schon eine Stunde früher losfahren, da bis Würzburg über die Autobahn gefahren werden soll, da sind wir eindeutig im Nachteil.

Wir machen uns also früh auf den Weg um die Autobahn schnell hinter uns zu haben. Die Autobahn wird, je weiter wir kommen immer belebter, in Aschaffenburg ist eine Baustelle, an der sich so langsam ein Stau bildet. Als wir in Rottendorf/Biebelried, kurz hinter Würzburg die Autobahn verlassen, wird es hinter uns am Himmel auch noch schwarz, die hinter uns werden schön nass werden. In Rottendorf, unserem Treffpunkt finden wir zum Glück eine Bushaltestelle, wo wir anhalten, um auf die anderen zu warten und uns zur Not unterstellen können, falls der Regen bis hierher kommt.

Nach einer halben Stunde werden wir langsam unruhig, weil die "Schnellen" immer noch nicht auftauchen. Nach etwa einer drei viertel Stunde fahren wir mal bis an die Autobahn zurück, ob wir vielleicht an der falschen Stelle warten und die anderen an der Ausfahrt stehen - aber niemand ist da. Wir fahren also wieder zu unserer Bushaltestelle zurück, denn es beginnt nun doch, leicht zu tropfen. Endlich, nachdem wir mehr als eine Stunde gewartet haben, kommt unser Tross an. Sie sind erst später losgefahren, hatten unterwegs einen Stau und sind auch noch nass geworden. Da kann ich nur sagen, (hier war das Glück mal wieder mit den Tüchtigen, auch wenn wir langsamer sind).

Weiter geht die Fahrt jetzt gemeinsam über Kitzingen und Neustadt an der Aisch. Da es immer noch leicht regnet, wird unterwegs in der Nähe von Neustadt eine Kaffeepause eingelegt. Durch Nürnberg müssen wir durch, dann wieder ein Stück auf die Autobahn nach Lauf an der Pegnitz. Ab hier befinden wir uns auf bekanntem Gelände, da wir im nördlichen Bayrischen Wald eine Tante wohnen haben. Da fahren wir dann ab hier schon mal die gleiche Strecke. Von Lauf geht es immer weiter Richtung Osten über Hersbruck - Sulzbach-Rosenberg - Amberg, dann nach Schwandorf, das sind die mit dem SAD-(Sadisten)-KFZ-Kennzeichen. Über Bruck, Cham Viechtach, Patersdorf und Ruhmansfelden erreichen wir Engelburgsried. Dann geht es noch ein paar Kilometer bergauf über einen Waldweg bis zum Berghaus Loderhardt, dem Naturfreundehaus der Ortsgruppe Deggendorf. Hier erwartet man uns schon. Wir müssen noch unsere Betten beziehen und bekommen noch etwas zum Abendessen. Danach sitzen wir noch etwas zusammen, bis schließlich, nach der langen Fahrt von heute und dem bevorstehenden Weg von Morgen, das Bett ruft.

2. Tag - Engelburgsried - Ratten (460 km)

Am Morgen geht es, für unsere Verhältnisse recht spät, wieder weiter. Frühstück gibt es ab 8.00, aber bis alle wieder aufgesattelt haben und noch einige Abschiedsfotos gemacht sind, ist es schon 10.00 Uhr. Schnell geht es nach Deggendorf und auf die Autobahn nach Passau. Heute werden zwei Gruppen gebildet, eine schnelle und eine langsame, die Freundin unseres Gruppenleiters Rita und wir sind die langsame Gruppe. Die Schnellen sind aber so schnell, dass wir sie zuerst einmal nicht wiederfinden und da Rita von Ihrem "Chef" nur eine 1:400.000-Karte hat, verfahren wir uns in Passau und landen nochmals auf der Autobahn, während die anderen an der Donau entlang Richtung Linz fahren. Nach einem Telefonat (gut das es Handys gibt) verlassen wir die Autobahn bei Suben und fahren über Schärding und Taufkirchen über eine landschaftlich sehr schöne und kurvenreiche Strecke nach Eferding, wo wie uns mit dem Rest der Truppe auf der Kirchweih, die hier stattfindet wieder vereinen.

Nach dem Mittagessen geht es bei Wels wieder auf die Autobahn bis Ybbs, eine wie wir finden furchtbar langweilige Strecke, ich schlafe unterwegs fast ein. Es geht immer nur geradeaus, 2 Stunden Vollgas und doch wird man dauernd überholt. Bei Ybbs können wir die Autobahn endlich wieder verlassen und es geht über Wieselburg und Scheibs nach Mariazell. Hier sind die "Schnellen" nur noch 5 Minuten schneller als wir. Es wird noch einmal zum Eisessen gehalten, dann scheucht Gerd uns wieder weiter über die B 21 über Mürzzuschlag - Krieglach und St. Kathrein am Hauenstein bis Ratten. Vom Ortsende biegt eine Straße ab zum Naturfreundehaus. Es sind aber noch 9 km bergauf mit einem Stopp an einem Bauernhof, wo wir Maut zahlen müssen, bis wir die Petrulalpe mit dem Roseggerhaus auf 1653 m Höhe erreichen. Von hier oben hat man eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge.

Der "Fuhrpark" der Motorradgruppe

3. Tag - Wanderung

Nach den beiden strammen Fahrtagen wollen wir beide es heute etwas ruhiger angehen lassen. Die für heute eigentliche geplante Strecke ist wieder über 200 km lang. Dazu können wir uns nicht so recht aufraffen. Außerdem sind für den Nachmittag wieder Gewitter angesagt. Die anderen fahren morgens gegen 10.00 los und wollen schon gegen 15.00 Uhr incl. diverser Besichtigungen wieder zurück sein. Das artet unserer Meinung nach im Urlaub ja fast in Stress aus.

Wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Nach der Überwindung von ein paar Höhenmetern bis auf den Kamm erreichen wir einen kleinen Aussichtsturm, den die Naturfreunde hier errichtet haben. Von oben hat man dann eine Rundumsicht über die Steiermark bis ins Burgenland. Hier oben gibt es einen Weg zum anderen Ende des Bergkammes zum Stuhleck und der Alpenvereinshütte Alois-Günter-Haus. Hier machen wir Mittagspause und es gibt steirische Spezialitäten zum Essen.

Als wir uns auf den Rückweg machen, ziehen schwarze Wolken von Norden heran, und es beginnt zu donnern. Nach zwei kurzen aber sehr heftigen Schauern, vor denen wir uns jedoch unter ein paar kleine Bäume flüchten können, erreichen wir, inzwischen von Wind und Sonne wieder getrocknet, wieder das Roseggerhaus.

Die Motorradfahrer kommen erst später wie wir, nur ein wenig nass geworden, weil sie unterwegs wieder Kaffeepause gemacht hatten. Sie erzählen nachher, dass sie auch nicht die geplante Tour gefahren sind, sondern wetterbedingt nur eine kürzere Tour nach Vorau und dies mit einer Besichtigung des Augustiner-Chorherrenstifts und eines daneben liegenden kleinen Freilichtmuseums verbunden haben.

4. Tag - Rundfahrt Burgenland (235 km)

Für heute steht eigentlich ein Ruhetag auf dem Plan. Da wir gestern nicht gefahren sind, wollen wir heute allein eine Rundfahrt bis ins Burgenland starten. Unsere Motorradfahrer wollen auch nicht unbedingt "ruhen", sie wollen eine Fahrt in die steirische Hauptstadt Graz unternehmen.

Wir starten gleich nach dem Frühstück, fahren wieder unseren Berg hinunter nach Ratten, und die Tour geht zunächst auf den Feistritz-Sattel (1.290 m), dann über Trattenbach und Ottethal hinunter nach Kirchberg am Wechsel. Vorn hier geht es durch die "Bucklige Welt" zunächst nach Aspang-Markt hinunter und gleich wieder hinauf nach Zöbern dann es immer auf und ab nach Bad Schönau und Kirchschlag. Kurz nach dem Ort beginnt das Burgenland. Die Gegend wir immer flacher und es ist wesentlich wärmer als in den Bergen. Über Pilgersdorf fahren wir bis Lockenhaus, hier ist es nicht mehr weit bis zur ungarischen Grenze.

Da wir aber in dieser Woche noch nach Ungarn wollen, biegen wir wieder in die Berge ab und fahren über die Schlösserstraße, bis wir kurz vor Bernstein einen Parkplatz mit wunderschöner Aussicht finden. Hier machen wir Mittagspause und genießen den Weitblick über das Burgenland bis nach Ungarn und auf den Ort mit zwei großen Schlössern.
Von Bernstein geht es nach Oberschützen und dann nach Tatzmannsdorf. Hier wird das kleine, aber feine Burgenländische Freilichtmuseum besichtigt. Zum Schluss unterhalten wir uns noch mit dem Museumswärter, der vor allem den Eingang überwacht, damit niemand ohne zu zahlen hineingeht. Dieser Mann ist schon recht alt und wir wissen nicht, ob er nicht schon unter Kaiserin "Sissi" - also während der Zeit, "als Ungarn noch bei Österreich war" hier gesessen hat. Er weis nämlich auch sehr viel über die Geschichte des Burgenlandes und die Herrschaft der Esterhazys, denen früher das Land rundherum gehört hat.

Wir machen uns nun auf den Rückweg über Oberwart und Hartberg in Richtung Pöllau. Unterwegs kommen uns immer dunklere Wolken entgegen. Bis Pöllau schaffen wir es noch und besichtigen die große Stiftskirche. Innerhalb des Hofes gibt es einen kleinen Laden, der Produkte der Umgebung und schöne Souvenirs anbietet. Man bekommt dort guten steirischen und burgenländischen Wein, Liköre und Brände aus allen möglichen Obstsorten, die hier wachsen und natürlich das echte Steirische Kürbiskernöl, ein sehr nussiges dunkelgrünes Öl, das es in dieser Qualität nur in der Steiermark gibt. Wir können ja nicht viel mitnehmen, aber zwei Flaschen von diesem Öl müssen schon sein. Zu Hause erkennen wir erst, was für einen Schatz wir hier erstanden haben.

Nach der Besichtigung geht dann tatsächlich ein schlimmes Gewitter los und es gießt wie aus Kübeln. Wir verkriechen uns zunächst unter einer Bushaltestelle und hoffen, dass es bald wieder aufhört. Eigentlich wollten wir ja auch noch kurz in Vorau vorbei, wo die Kollegen gestern waren. Aber daraus wir nichts mehr. Vor Norden her kommt immer weiter Nachschub von oben. Nachdem wir über eine halbe Stunde gewartet haben, machen wir uns dann doch auf und fahren bei bald doch nachlassendem Regen über Sonnhofen und Wenigzell (dahinter geht es nochmal auf über 1.000 m hoch) nach Ratten und auf unseren Berg zur Petrulalpe wieder hinauf.

5. Tag - Rundfahrt Eisenerz (315 km)

Heute wollen wir wieder alle gemeinsam fahren. Wir fahren allerdings etwas früher los wie die anderen. Wir wollen uns spätestens in Eisenerz treffen. Wir fahren wieder hinunter nach Ratten, dann über St. Kathrein am Hauenstein bis Krieglach. Hier unten im Mürztal ist reichlich Berufs- und anderer Autoverkehr. Wir entschließen uns, nicht über die Schnellstraße sondern über die Bundesstraße "über die Dörfer" zu fahren. Zwischen Kapfenberg und Bruck an der Mur ist eine riesige Baustelle und es geht nur noch schrittweise voran. Auf einmal kommen uns die anderen entgegen und wir können uns Ihnen anschließen. Bei der nächsten Ecke fahren wir dann schon rechts ab nach St. Katharein an der Laming und weiter das Tal entlang bis nach Pichl Großdorf. Von dort geht es auf einer sehr schmalen Straße, die nur teilweise asphaltiert ist, durch einen Wald, über Hieslegg (5 Häuser und 1.151 m hoch) und Sechterberg (3 Häuser) hinunter nach Trofiach. Hier ist das richtige Gebiet für unseren Armin mit seiner Enduro. Einige andere haben so Ihre Schwierigkeiten mit dem fehlenden Asphalt!


Der Erzberg

Der Chef bittet zur Weiterfahrt!
In Trofiach hat uns die Zivilisation zurück und es geht über die Bundesstraße nach Eisenerz. Vorher machen wir noch auf einem schönen Parkplatz, von dem wir den Erzberg mit seinem Tagebau sehen können, Mittagsrast.

In Erzberg kann man in den Tagebau mit riesigen Fahrzeugen einfahren, leider ist an diesem Tag schon alles ausgebucht. Wer will, kann hier, an produktionsfreien Tagen auch eine geführte Tour mit dem Mountainbike, dem Motorrad oder einem Geländewagen machen. Einmal im Jahr findet auf dem Erzberg das "Erzbergrodeo" statt, ein besonderer Leckerbissen für alle offroad begeisterten Motorsportfans. Voranmeldungen für alle Arten von Besichtigung sind ratsam, besonders, wenn man mit einer Gruppe anreist.


kleine Pause unterwegs

Von Eisenerz geht es weiter nach Hieflau in das Tal der Enns, die über Altenmark und Steyr in die Donau fließt. Ein kleines Stück fahren wir am Fluss entlang und folgen dann der Eisenstraße über Gams und Erzhalten zu den Wildalpen. Wir durchfahren hier das steirische Naturschutzgebiet Eisenwurzen. Überall in dieser Gegend gab es früher Erzabbau, davon zeugen auch noch viele Ortsnamen der Dörfer, die wir hier durchfahren. Die Eisenstraße führt uns noch durch eine wunderschöne Landschaft bis nach Gusswerk. Dann biegen wir wieder Richtung Süden ab und fahren über Wegscheid auf die Niederalp (1.229 m) nach Mürzsteg. Da wit noch genügend Zeit haben, besuchen wir noch ein am Weg liegendes ehemaliges Kloster mit einer prächtigen Barockkirche und einem sehr schönen Kreuzgang.

Die Bundesstraße bringt uns danach schnell über Mürzzuschlag und Krieglach zurück in Rosegger Waldheimat, nach Ratten und auf die Petrulalpe.

6. Tag - Rundfahrt Ungarn (310 km)

Heute, an unserem letzten Tag geht es nach Ungarn. Wir haben verabredet, dass wir wieder vorfahren und uns später unterwegs wieder treffen. Wollen dann in Eisenstadt das Esterhazy-Schloss besichtigen, dann nach Sopron und auf einem anderen Weg durch die "Bucklige Welt" wieder zurück.

Wir beide fahren gleich früh nach dem Frühstück los hinunter nach Ratten und nach Rattenegg, wo wir schon bei unserer ersten Tour waren. Wir fahren dann nicht nach Kirchberg sondern zunächst steil, auf einer schmalen Straße mit einer Steigung von bis zu 16 % auf den Pfaffensattel. Dann geht es genau so eng und steil wieder hinunter ins Schwarzatal. Hier entschließen auch wir uns heute für die Schnellstraße über den Semmering, Gloggnitz und Wiener Neustadt nach Eisenstadt. Wir sehen uns am Schlosseingang gerade nach einem geeigneten Parkplatz um, als auch unsere Motorradfahrer auch ankommen. Gutes Timing! Nachdem alle Lederjacken, Helme und ähnliches Gepäck verstaut sind, machen wir uns auf zur Besichtigung.

Leider müssen wir zunächst über eine halbe Stunde warten, bis die neue Führung beginnt, die meisten nutzen die Wartezeit für einen kleinen "Imbiss aus dem Tankrucksack". Außerdem wir die Zeit verkürzt durch ein Haydn-Konzert, das innerhalb des Schlosses stattfindet, aber auch draußen auf dem Hof zu hören ist.

Der Ursprung des Schlosses geht auf eine Burg aus dem 13. Jahrhundert zurück die im 14. Jahrhundert in eine repräsentative Stadtburg ausgebaut wurde. Mitte des 15 Jahrhunderts kam die Burg in den Besitz der Habsburger, die den Besitz zunächst an verschiede Herren verpfändete, bis sie im 1622 in die Hand der Grafen Esterhazy gelangte, in deren Eigentum die Burg später überging. Sie wurde nun in mehreren Schritten in ein barockes Schloss umgebaut, das Hauptresidenz der Familie wurde. 150 Jahre später wurden wieder eine großzügige Erweiterung des Schlosses im neoklassizistischen Stil vorgenommen. Zu dieser Zeit lebte auch der Komponist Josef Haydn hier in Eisenstadt und gab viele Konzerte im Schloss. Heute finden im sog. Haydn-Saal viele Konzerte und Opernaufführungen, auch mit international bekannten Künstlern statt.

Schloss Esterhazy in Eisenstadt

Das Haus, in dem Josef Haydn während seiner Zeit hier gewohnt hat, kann man auch besichtigen, wenn man sich die Zeit dazu nehmen kann. Wenn man einen ganzen Tag für Eisenstadt einplant, kann man auch noch den schönen Park des Schlosses und die Altstadt. Auch könnte man einen Ausflug an den Neusiedler See machen zum Beispiel nach Rust, das nur etwa 20 km von Eisenstadt entfernt ist.

Wir haben leider nicht so viel Zeit, bald ist Mittag und wir wollen ja noch über die Grenze nach Ungarn. Von der Stadtmitte geht es zunächst durch ein hässliches Industriegebiet mit viel PKW- und LKW-Verkehr. Die ungarische Grenze und Sopron sind schon früh ausgeschildert, sodass wir den Weg leicht finden. An der Grenze lässt man uns freudig durch, als die Damen und Herren sehen, dass wir auch Asterix und Obelix, unsere Beifahrer endlich Ungarn besuchen wollen. Später in der Stadt geht auch über viele Gesichter ein freundliches Lächeln. Die beiden sind wohl hier auch schon wohlbekannt.

Wir finden zum Mittagessen ein nettes Restaurant mit sehr guter, reichhaltiger und ausgesprochen preiswerter ungarischer Küche. So gestärkt machen wir eine Rundgang durch die Altstadt und besichtigen den 60 m hohen Feuerwehrturm. Von oben hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt und das Umland.
Es ist schon spät, als wir in Richtung Deutschkreutz Ungarn wieder verlassen. Es geht durch eine Gegend, die von sanften Hügeln mit Weinbergen und Obstbäumen geprägt ist. Wir durchfahren einige wunderschöne Weindörfer, die eigentlich zum Verweilen einladen. Unsere Motorradfahrer haben es aber irgendwie eilig. Um 18.00 Uhr ist Abendessenzeit. Nachdem wir die Gruppe bereits zweimal aus den Augen verloren haben, sehen wir in Weppersdorf niemanden mehr. Wir vermuten dass laut Plan gefahren wird und ehrlich gesagt, dieser Weg kommt und ziemlich lang vor und wahrscheinlich landen wir auch mal wieder auf Schnellstraße oder Autobahn. Da wir nicht weit von unserer ersten Route, die wir beide allen gemacht haben entfernt sind, entschließen wir uns, einen näheren Weg einzuschlagen. Verständigen können wir uns mit den anderen leider nicht, da hier unten, wie auch schon im ganzen Urlaub unser Handy nicht funktioniert.

Wir fahren also in Weppersdorf zunächst nach links, Richtung Markt Sankt Martin und kommen bei Verlassen des Orts fast noch in eine Geschwindigkeitskontrolle. Weiter geht es über Nebenstraßen durch die Weinberge über Draßmarkt und Weingraben nach Kirchschlag.
Von dort die entgegengesetzte Richtung wie am ersten Tag bis nach Aspang Mark. Dort machen wir noch eine kurze Pause. Als wir die Stadt verlassen, können wir die Straße nach Kirchbern nicht finden und biegen einfach links ab auf den Wechselpass. Diese Straße hatten unsere Motorradfahrer fahren müssen, schön breit, glatter Asphalt und weiträumige Kurven.
In Pinggau verlassen wir die Bundesstraße und fahren über eine kleinere über Friedberg bis Rohlach, dann über die "Blumenstraße" über Mönichwald nach Wenigzell. Dann sind wir schnell wieder in Ratten und fast pünktlich um kurz vor sechs auf dem Petrul.

Oben werden wir von Reinhold begrüßt, der heute "Ruhetag" gemacht hat um die nähere Umgebung zu erkunden, mit den Worten, "Wieso seit Ihr schon da, seid Ihr den anderen weggefahren, ich habe ja immer gesagt, schelle Roller habt Ihr". Wir hatten eigentlich geglaubt durch unser "Verfahren" über den Wechselpass wären wir die Letzten gewesen. Die anderen kommen aber erst über eine Stunde nach uns. Es stellt sich heraus, dass sie in Weppersdorf in den Ort gefahren sind und dort noch einen Kaffee getrunken haben. Sie hatten sich gewundert, dass wir nicht nachgekommen sind. Armin war wohl noch bis zur Polizeikontrolle gefahren und hatte dort erfahren, das wir dort mit 57 km/h vorbeigekommen, aber in die andere Richtung gefahren sind. Man hat versucht uns über Handy zu erreichen und uns eine SMS geschickt, die ist aber nicht angekommen, das hatten wir getestet, als wir unterwegs waren.

Am Abend sitzen wir also doch alle wieder vereint bei Pilzsuppe und köstlichen Marillenknödeln und feiern mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied vom schönen Roseggerhaus und der so wunderbar kochenden Wirtin Herta und dem fröhlichen Hüttenwirt Kurt.

7. Tag - Rückfahrt 1. Teil Ratten - Engelburgsried (460 km)


Abschiedsfoto mit allen Teilnehmern
und der Hüttenwirtin
Heute geht es schon wieder nach Hause. Nachdem alle Abschiedfotos gemacht sind, beeilen wir uns, damit wir einen genügenden Vorsprung vor den anderen haben. Es geht zunächst wieder hinunter nach Ratten dann ins Mürztal, nach Krieglach. Schon vor Krieglach brausen die anderen an uns vorbei. Wir kommen in Krieglach in den Berufsverkehr und haben eine Schlange von Autos mit großen Lastwagen vor uns. Die großen Motorräder mit ihren 70, 80 oder 90 PS sind schnell daran vorbei. Mit unseren 12 PS sind wir aber nicht schnell genug an den Lkws vorbei, und so haben wir gleich zu Anfang die restliche Gruppe verloren. Wir haben aber ausgemacht, dass die anderen in Mariazell auf uns warten.

Vorn Krieglach fahren wir nach Mürzzuschlag und folgen dann den Schildern nach Mariazell. Als wir dort anlangen, ist kein Motorrad zu sehen. Wir fahren sogar durch den Ort durch, um die andern zu suchen, kommen schließlich bei dem Restaurant auf, wo wir auf dem Hinweg die letzte Rast eingelegt haben. Nirgends ist etwas von den anderen zu sehen. Wir warten noch eine Weile und kaufen uns bei der ÖAMTC-Geschäftsstelle noch eine Karte für unsere Fahrt an der Donau entlang, wir wollen uns nicht wieder verfahren, wie auf dem Hinweg. Wir probieren auch noch einmal unser Handy aber da geht auch nichts, es ist auch keine Nachricht hinterlassen.

Wir fahren also nach unserem Plan, den wir bekommen haben, weiter und hoffen, die anderen unterwegs noch irgendwo - beim Pausemachen - zu treffen. Wir biegen hinter Mariazell ab, um über Zellerrain an den Lunzer See zu gelangen. Unterwegs steigt die Straße sehr steil bis auf 22% an. In der Umgebung findet ein Radrennen statt, überall stehen schon Streckenposten, in einem Ort müssen wir eine kleine Umleitung fahren, weil der Zielraum bereits abgesperrt ist. Wir fahren weiter über Gaming, Gresten, Randegg Kematen nach Anstetten. Unterwegs finden wir ein super schönes Restaurant, das wie ein Museum mit vielen schönen Stücken aus den 30-er bis 50-er Jahren eingerichtet ist. Ein schöner kulinarischer Abschluss für unsere Fahrt durch die Steiermark.

Dann geht es parallel zur Autobahn über die Bundesstraße, die wir aber bald bei Wallsee verlassen, um dort über die Kraftwerksbrücke die andere Seite der Donau zu erreichen. Es geht immer mehr oder weniger nah an der Donau entlang über Mauthausen (hier gibt es eine Gedenkstätte für das ehemalige Konzentrationslager) nach Linz. Die Stadt wollen wir nicht mehr besuchen, wir glauben, dass die anderen schon viel weiter sind und wollen uns beeilen. Wir fahren weiter am Donauufer entlang über Urfahr und Ottensheim. Bei Aschach überqueren wir wieder die Donau, die hier einen großen Bogen macht und genehmigen uns ein Eis. Danach versuchen wir nochmals mit dem Handy die anderen zu erreichen. Da erfahren wir, dass die in Linz sind, und noch einen Stadtbummel machen. Wir können uns also beruhigt wieder auf den Weg machen. Über die 130 - Römerstraße - geht es etwas abseits der Donau bis Schlögen, dann immer am Fluss entlang über Engelhartszell nach Passau. Von hier immer den Schildern folgend fahren wir über die B 85 quer durch den Bayrischen Wald über Regen, Patersdorf und Ruhmannsfelden wieder nach Engelburgsried zum Berghaus Loderhardt. Hier werden wir von unseren Motorradfahrern schon begrüßt. Sie können aber nicht viel vor uns gewesen sind, sie sind noch beim "Abladen".

Wie sich später herausstellt, sind sie wohl eine andere Straße nach Mariazell gefahren als wir und sind anscheinend erst dort eingetroffen, als wir schon wieder unterwegs waren. Sie haben eine Weile auf uns gewartet und sind später in die Umleitungen für das Radrennen gekommen. Da waren wir anscheinend schon wieder zu schnell?! Oder wir sind eine Abkürzung gefahren.

8. Tag - Rückfahrt Teil 2 - Engelburgsried - Waldmünchen - Pottenstein (275 km)

Wir haben uns überlegt, wenn wir schon in der Nähe von meiner Tante sind, wollen wir sie von hier aus noch besuchen und da heute Samstag ist, wollen wir dann den Sonntag auch noch "dranhängen" um auf der Rückfahrt noch in der Fränkischen Schweiz einen Zwischenstopp einlegen. Wir verabschieden uns also von unseren Motorradfahrern und wünschen Ihnen eine schönen Heimweg.

Wir machen zuerst noch einen kleinen Umweg nach Deggendorf zur ältesten Bärwurz-Destille der Welt. In der Brennerei zum Bären, Eckert GmbH in Mietraching kann man dem Geheimnis dieses Zaubertranks auf die Spur kommen, durch eine Besichtigung und vor allem durch Kostproben, natürlich kann man die Erzeugnisse auch mit nach Hause nehmen. Wer mehr wissen wir, hier die Internet-Adresse: www.baerzwurz-eckert.de.

Dann fahren wir über regen, Viechtach und Cham nach Waldmünchen, noch ein schöner Ausflug durch den Bayrischen Wald. Nach dem Mittagessen mit meiner Tante machen wir uns schon wieder auf den Weg über Rötz, Schwarzenfeld, Amberg, Sulzbach-Rosenberg. Über die Bier- und Burgenstraße, durch den Veldensteiner Forst, am Truppenübungsplatz von Grafenwöhr vorbei erreichen wir bei Auerbach die Fränkische Schweiz. Bei Pegnitz unterqueren wir die Autobahn. Ab hier wird es erst richtig schön. Die steilen Sandsteinfelsen rechts und links der Straße laden zum Klettern ein und werden auch eifrig genutzt. In der Nähe von Pottenstein, in dem kleinen Ort Tüchersfeld beenden wir diesen Tag mit einem leckeren fränkischen Abendessen.

9. Tag - Pottenstein - Lämmerspiel (315 km)

Nach dem Frühstück geht es dann auch für uns das letzte Stück in Richtung Heimat. Noch ein Stück begleiten uns die Felsen der Fränkischen Schweiz von Pottenstein über Gößweinstein, Ebermannstadt nach Forchheim. Hier überqueren wir die Autobahn und Rhein-Main-Donau-Kanal. Es geht weiter über Höchstadt an der Aisch, quer durch den Steigerwald über Westenbergsgreuth, Markt Taschendorf und Scheinfeld nach Markt Bibart.
Hier treffen wir wieder auf die B 8, die wir auf dem Hinweg befahren haben und wir fahren über Iphofen nach Mainbernheim, ein wunderschöner mittelalterlicher Ort mit einer noch intakten Stadtmauer.
Dann geht es über Kitzingen und Dettelbach nach Biebelried, wo wir um Würzburg herum bis Waldbrunn die Autobahn benutzen. Dann geht es über Helmstadt nach Urphar an den Main, dem wir dann bis Miltenberg folgen.

Jetzt haben sogar wir genug von kleinen Straßen und Ortsdurchfahrten. Das letzte Stück fahren wir dann über die B 469, die Schnellstraße entlang, und sind dann schnell zu Hause.

Erkenntnis aus dieser Tour

Die Tour an der Donau entlang und in die Steiermark muss unbedingt irgendwann einmal wiederholt werden. Dann wollen wir uns aber mehr als eine Woche Zeit lassen. Wir haben kaum Zeit gehabt zum Fotos machen. Die Landschaft und die Strecken sind sehr abwechslungsreich. Bei einem 3-Wochen-Urlaub hat man dann auch mal Zeit sich Städte wie Linz, Graz oder auch Wien anzusehen. Auch der Neusiedler See ist ein für uns noch erstrebenswertes Ziel. Es gibt auch noch etliche Sehenswürdigkeiten in der Gegend wie Burgen, Schlösser, verschiedene Freilichtmuseen, die einen Besuch lohnen. Insbesondere müssen wir auch noch in die Weindörfer im Burgenland und uns durch Wein und kulinarische Spezialitäten durchzuprobieren.

Wenn man sich als Rollerfahrer keinen Stress macht und unbedingt mit den schnellen Motorrädern mithalten will kann man ohne weiteres Touren auch mit Motorradfahrern machen. Die Touren nicht zu lang sein und wenn genügend "Wartepausen" eingeplant werden, ist das kein großes Problem. Besonders in den Bergen haben wir gemerkt, dass die Großen auch nicht viel schneller können als wir. Vor allem auf Autobahn und Schnellstraße sind sie überlegen. 80 oder 90 PS haben halt mehr Kraft als 12!!! Wir fahren darum lieber Bundes- oder Landstraßen, die sind auch meist näher, dann hat man den Vorsprung schnell wieder eingeholt. Wenn die Kommunikation klappt, was bei unserem Handy leider nicht der Fall war, kann man sich dann absprechen und als Rollerfahrer auch man eine Abkürzung nehmen und dann vor den Motorradfahrern ankommen. Wir waren uns unserer langsameren Fahrzeuge durchaus bewusst, haben aber die Motorradfahrer ab und zu auf den Arm genommen beziehungsweise haben ein wenig provoziert. Es gibt doch tatsächlich Leute mit 90 PS-Motorrädern, die sich da provozieren lassen!. Für mich ist das immer besonders lustig.

Alles in allem hat uns die Reise sehr gut gefallen aber wie immer bei uns "Es war einfach zu kurz!" Je mehr man sieht, um so mehr möchte man sich näher anschauen.

 

Copyright © 2003 by Ursula Stoever.