Frankreich - Teil 2

Alpen und Provence

Im Fruehjahr 2003 sitzen wir zum Mittagessen in Heilbronn am Marktplatz und denken an nichts Besonderes. Da das Bistro bei schoenem Wetter sehr belebt ist, setzten sich noch zwei andere Gaeste an unseren Tisch. Bei einer netten Unterhaltung wird uns die Moeglichkeit geboten, fuer den Urlaub eine Ferienwohnung in Suedfrankreich, am Lac de Saint Croix zu mieten.

Da unsere Urlaubsplaene noch nicht ausgegoren sind, gehen wir zu Hause gleich ins Internet und besorgen uns Prospektmaterial und kaufen uns einen Reisefuehrer ueber die Provence, um zu wissen, wohin es ueberhaupt geht.

Wir suchen uns dann einen schoenen "Rollerfahrweg", fast ohne Autobahn. Der Weg in den Sueden soll uns durchs Jura fuehren, den Genfer See weitraeumig umgehen und ab Grenoble wollen wir auf der "Route Napoleon" bis Castellane fahren und dann abbiegen in den "Grand Canyon du Verdon", um an den Lac de Saint Croix zu gelangen.

Hier wollen wir ein paar Tage in der Ferienwohnung bleiben und einige Rollertouren unternehmen.

Der Rueckweg soll ueber die "Route des Grandes Alpes", am Montblanc vorbei und durch die Schweiz gehen. Wer ab und zu die "Tour de France" verfolgt, wird bei uns einige bekannte Strecken und Paesse wiederfinden.

 

Kurztouren    Tagestouren     Rueckweg   Ende

Der Hinweg

1. Etappe Laemmerspiel - Volgelsheim, Elsass (331 km)

Der Tag, an dem wir losfahren, ist einer der Regentage Mitte Mai. Wir starten gegen 10.00 Uhr, noch bei trockenem Wetter in Laemmerspiel aber bereits in Neu-Isenburg, beginnt es zu regnen. Wir fahren hier auf die Autobahn bis Langen, dann ein Stueck ueber die Schnellstrasse und erreichen die Autobahn nach Basel. Aufgrund des stroemenden Regens machen wir 2 x an Autobahnraststaetten halt, zum Essen und vor allem zum Trocknen.

Wir verlassen die Autobahn bei Iffezheim, weil wir auch tanken muessen. Weiter geht es ueber die B 36 nach Kehl, ueber Schwanau bis Kappel. Hier geht es mit der Faehre ueber den Rhein nach Rhinau, auf der franzoesischen Seite, immer am Rheindamm entlang bis zum Ort Volgelsheim. Auf der anderen Rheinseite kann man den Dom von Breisach am Kaiserstuhl sehen. Da wir genug vom Regen haben, suchen wir uns gegen 16.30 schon ein Zimmer und uebernachten etwas ausserhalb des Ortes, an der Strasse nach Neuf-Brisach, suedlich von Colmar, im Salzbuechsle (Hotel La Boite à Sel), einem typischen elsaessischen Gasthof mit guter Kueche und netten Zimmern.

2. Etappe Volgelsheim - Lac de Joux, Jura CH (300 km)

Am naechsten Morgen sieht das Wetter zunaechst etwas besser aus. Wir fahren ueber die D 52 weiter am Rheindamm vorbei, schleichen uns am Kernkraftwerk Fessenheim und der Stadt Mulhouse vorbei bis Kembs. Hier biegen wir von der D 52, die nach Basel fuehrt, ab, um ueber Sierentz nach Altkirch zu gelangen. Nun fahren wir ueber Hirsigue durch den Sundgau nach Ferrette und hinauf nach Lucelle, wo wir die EU-Aussengrenze erreichen und in die Schweiz wechseln.

Von dieser ersten Hoehe des Jura fahren wir zunaechst hinunter nach Delemont und von dort, immer auf einer Hoehe von ca. 900 bis 1.000 m ueber Saignelégier, La Chaux-de-Fonds bis Le Locle ueber die B 18 bzw. B 20. Von der Uhrenstadt Le Locle geht es auf Nebenstrassen nach La Brévine, Fleurier und bei La Cluse et Mijoux wieder nach Frankreich hinueber. Seit einiger Zeit hat es wieder angefangen zu regnen, auch ist es auf dieser Hoehenlage ziemlich kalt. Leider bekommen wir von der schoenen Landschaft des Jura, das wir aus frueheren Reisen kennen, nicht viel zu sehen. Ein paar Jura-Bilder, die wir bei zwei Wandertouren gemacht haben gibt es in unserer Reisefotoseite, dann kann man sich einen kleinen Ueberblick ueber die Schoenheit des einsamen Jura machen. Wir biegen wieder Richtung Schweiz ab und fahren ueber Vallorbe am Lac de Joux entlang bis Le Chenit, wo wir heute uebernachten.

3. Etappe - Lac de Joux - St. Pierre-de-Chartreuse (236 km)

Am naechsten Morgen ist es immer noch kalt, aber wenigsten trocken. Die Route fuehrt uns heute an der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz entlang. Zunaechst geht es nach Le Brassus, kurz danach ist wieder ein Grenzuebergang. Weiter geht es auf franzoesischer Seite unterhalb des Col de la Givrine vorbei, ueber den Col de la Faucille (1.340) nach Gex, oberhalb von Genf. Hier haben wir auch einen schoenen Blick auf den Genfer See mit der grossen Fontaene im Genfer Hafenbecken. Wir umfahren Genf auf der D 884 nach Bellegarde, ueberqueren die Rhone und fahren auf der D 910 von jetzt an nur noch "Richtung Sueden". Es geht ueber die Nationalstrasse ueber Frangy und Rumilly nach Aix-les-Bains, dem eleganten Thermalbadeort am Lac du Bourget, in dem sich schon die Roemer von Ihren "Orgien" erholt haben sollen, durch Chambery, der Verwaltungshauptstadt des Departements Savoie, bis kurz hinter Montmelian, wo wir vor dem dichten Verkehr fluechten, indem wir den Schildern zum Col du Granier in das Massif de la Chartreuse folgen.

Die steile Strasse steigt in vielen Kurven durch dichten Wald stetig an, von 287 m, an unserem Abzweig, auf 1.184 m. Der Col du Granier ist die erste ernst zu nehmende Pass-Strasse auf unserer Fahrt. Hier oben machen wir eine kleine Pause und "besichtigen" den gut mit Savoyer Andenken bestueckten Souvenirladen (pfeifende Stoffmurmeltiere, Kaese, Schinken, Chartreuse-Kraeuterlikoer, T-Shirts, Kuckucksuhren, Postkarten usw.).

der Souvenirladen
am Col du Granier
hohe Felsen tuermen
sich ueber dem Pass

Da wir den beruehmten Kraeuterlikoer des Chartreuse (schmeckt uebrigens so aehnlich wie Ettaler oder andere Klosterlikoere) nicht geniessen wollen, genehmigen wir uns nur eine leckere Tuete Bonbons, die zwar auch mit dem Likoer gefuellt sind aber nicht gleich so viel Alkohol enthalten, wir wollen ja schliesslich noch weiter. Nach der Pause geht es weiter ueber St. Pierre-d'Entremont (703 m) und den Col du Cucheron (1.139 m) bis St. Pierre-de-Chartreuse (850 m). Hier auf den Hoehenlagen um 1.000 m ist es wieder empfindlich kalt geworden und wir machen Schluss fuer heute, da der naechste groessere Ort die Olympiastadt Grenoble ist und wir in dieser "Grossstadt" nicht unbedingt uebernachten wollen. Wir finden eine gute Unterkunft im Hotel Beau Site, das von einem Franzosen (Kuechenchef) und seiner Schweizer Ehefrau gefuehrt wird. Die Chefin spricht sehr gut deutsch, da sie aus Bern stammt.

4. Etappe St. Pierre-de-Chartreuse - Sisteron (209 km)

Von St. Pierre-de-Chartreuse aus kann man einen Ausflug zum Kloster La Grande Chartreuse machen, aus dem urspruenglich der Likoer stammt. Besucher bzw. Besichtigungsgaeste sind hier allerdings nicht willkommen, da die Moenche in der Abgeschiedenheit wohnen wollen, das sollte man respektieren. Der Likoer wird uebrigens nicht mehr hier gemacht, sondern in Voiron, nordwestlich von Grenoble, wo man auch die Kellereianlagen besichtigen und den Likoer probieren kann.


am Col de Porte
Nach einem reichhaltigen Fruehstuecksbuffet (die Schweiz laesst gruessen) starten wir bei einer lauen Morgentemperatur von 7°, zunaechst auf unserer D 512 weiter auf den Col de Porte (1.340 m) und von dort hinunter, mit teilweise sehr schoener Aussicht auf die Stadt, nach Grenoble.
Wir brauchen nicht lange zu suchen, da ist schon die Route Napoleon (RN 85) ausgeschildert, der wir von hier folgen wollen. Diese Strasse folgt in etwa dem Weg Napoleons, von Cannes nach Grenoble, als er, nach der ersten Verbannung auf die Insel Elba, 1815 wieder nach Frankreich zurueckgekehrt ist. Bei Laffrey, kurz hinter Grenoble gibt es auch ein grosses Reiterstandbild des Kaisers der Franzosen.

Am Beginn der Route Napoleon

(Eine Uebersichtskarte, die man sich aus ausdrucken kann, und auch weitere Informationen bzw. Links zu den Orten an der Route findet man in Internet unter www.route-napoleon.com)

Wir folgen der Route, zunaechst immer noch in Hoehen zwischen 800 und 900 m ueber la Mure nach Corps, wo wir bei strahlendem Sonnenschein und 25° draussen Mittagessen koennen. Ueber St. Firmin, Chauffayer und St. Bonnet an Champsaur geht es ueber den Col Bayard (1.248)


erster Blick in
den Sueden

auch er weist
uns den Weg

der naechste Col
nach Gap (ca. 950 m). Hier wird es dann langsam richtig warm (bis zu 30°). Auch die Vegetation ist nicht mehr so alpin wie bisher. Weiter unten am Flusslauf der Durance entlang, waechst viel Obst und Wein. Entlang der Durance und der wenig befahrenen Autobahn werden die Berge auch etwas flacher und das Tal weiter. Wir kommen so gut vorwaerts auf der breiten Strasse, die wie eine Schnellstrasse anmutet, dass wir eigentlich noch heute unser Ziel ueber Digne-les-Bains und von dort direkt den Lac de St. Croix erreichen koennten. Da wir aber erst morgen erwartet werden, machen wir im malerisch gelegenen, schon recht suedlich anmutenden Sisteron halt und haben noch etwas Zeit fuer eine kleine Besichtigung der Stadt. Vom Weg zur Burg und von der Burg selbst hat man einen wunderbaren Blick auf das Tal der Durance und die gegenueber liegenden senkrechten Felsen. In den Falten der Felsen entdecken wir auch einige Sportkletterer.

Stadtansicht von
der Burg
Das Ufer der Durance
Auch zwischen diesen
Tuermen wird geklettert

5. Etappe - Sisteron - Lac de St. Croix (182 km)

Bei durchaus suedlicher Sonne und wesentlich hoeheren Temperaturen wie bisher, machen wir uns am Morgen auf die restliche Strecke. Wir folgen zunaechst weiter der Route Napoleon ueber Château-Arnoux, dem Thermalbadeort Digne-les-Bains, Barrême ueber den Col des Leques (1.148 m)

auf der Route Napoleon

bis nach Castellane. In Castellane verlassen wir die Route Napoleon und folgen dem Flusslauf des Verdon zum "Grand Canyon du Verdon", dem groessten Flusscanyon Europas, dessen senkrechte Waende bis zu 700 m hoch sind. Beim Anblick einer solchen landschaftlichen Pracht nehmen wir uns vor, den Canyon noch mal in aller Ruhe ganz zu umrunden, und auch die ganze Schlucht abzufahren. Die Hauptstrasse kuerzt bei la Palud ein grosses Stueck des Canyons ab.

 
 

Am Ende der Schlucht oeffnet sich fuer uns
zum ersten Mal der Blick auf den See von St. Croix,
an den wir die naechsten Tage bleiben werden.

Kurz vor Moustier-St.-Marie zweigt die Strasse am See entlang ab und wir erreichen unser Ziel Bauduen gegen 15.00, sodass uns noch Zeit bleibt, im nahe gelegenen groesseren Oertchen Aups fuer die naechsten Tage einzukaufen und unsere gut gelaunten Roller, die uns brav so weit gefahren haben, aufzutanken.


Die Bucht von Bauduen
Der Lac de Saint Croix ist der groesste und juengste (1.975) Stausee am Verdon zur Stromfoerderung und Wasserreservoir fuer die "Fliegende Feuerwehr", wenn im Sommer in der Provence einer der vielen verheerenden Braende wuetet. Er ist aber auch Trinkwasserreservoir fuer die Cote d'Azur und Marseille, daher sind hier Motorbote jeglicher Art verboten. Nur umweltfreundlichere Aktivitaeten wie Surfen, Segeln oder Angeln sind hier erlaubt. Rund um den See, aber nicht direkt am Ufer gibt es mehrere Campingplaetze und ein paar kleinere Hotels.

Die drei Orte, Bauduen, Ste. Croix und Les Salles sind nur kleine Doerfer, in denen aber waehrend der Ferienzeit in Frankreich viel los sein soll. Mitte Mai/Anfang Juni sind ausser uns nur ganz wenige Touristen unterwegs, nur um die Feiertage Pfingsten und Himmelfahrt sind hier einige mehr, besonders auf 2 Raedern.

Das naechste groessere Staedtchen, in dem man auch einen Supermarkt und eine Tankstelle findet, ist Aups. Der Ort hat zahlreiche Gaesschen mit huebschen, kleinen Geschaeften und Wohnhaeusern. In Aups ist am Mittwoch und Samstag Markttag. Hier gibt es alle moeglichen Produkte aus der Umgebung: Gemuese, Obst, Wuerste, Honig, schwarzen Nougat (eine Spezialitaet der Gegend aus Honig und Mandeln), Oliven aber auch Keramik, provenzalische Stoffe (Tischdecken in allen Groessen), T-Shirts, Kleider und Schuhe. Auf dem Marktplatz stehen riesigen uralten Baeumen, sodass hier auch im Hochsommer eine angenehme Temperatur herrscht. Waehrend der uebrigen Wochentage sind hier der Hauptparkplatz des Ortes und ein Boule- (Petanque-) Platz, auf dem es oft, auch bei kuehlen Temperaturen, heiss hergeht. In der Umgebung von Aups gibt es viele Olivenbaeume, Weinanbau und natuerlich riesige Lavendelfelder. In den Eichenwaeldern der Gegend gibt es aber auch Trueffel. In Aups ist deshalb im Winter regelmaessig Trueffelmarkt.

Ein Rundgang durch Aups

 

Hinweg    Tagestouren     Rueckweg   Ende

Touren in die naehere und weitere Umgebung

Rund um den See - Moustier-Ste.-Marie (58 km)

Wir fahren von Bauduen zunaechst an Seeufer entlang zur Staumauer, wo auch das Kraftwerk ist (auf 500 m Hoehe). Von hier steigt die Strasse oberhalb des Sees auf ca. 700 m an. An der ersten Ecke biegt recht die Strasse zum Oertchen St. Croix ab,

Bauduen

St. Croix
nach dem auch der See benannt ist. Die Hauptstrasse des Dorfs fuehrt steil an den See hinunter. Hier gibt es einen kleinen Segelhafen, einige Restaurants und Hotels.
Ein Stueck weiter fuehrt links eine Strasse nach Riez, die wir spaeter erkunden wollen. Wir fahren weiter geradeaus oberhalb des Sees.

so sieht es jetzt aus so, lt. Postkarte
in ein paar Wochen
Hier oben gibt es auf der linken Seite grosse Lavendelfelder (leider sind wir noch zu frueh im Jahr) und rechts immer wieder wunderschoene Blicke ueber gelb bluehenden Ginster und dunkelgruene Haenge auf den tuerkisfarbenen See.

Immer wieder schoene Aussichten auf den See

Der See veraendert immer wieder seine Farbe, von helltuerkis bis teilweise dunkelbau, je nach Tageszeit oder Standort des Betrachters. Nach einer Weile verlaesst die Strasse den See und biegt dann nach rechts ab. Hier geht es ploetzlich richtig steil (teilweise 16 %) in engen Kehren hinunter, bis wir bei Moustier-St.-Marie die Hauptstrasse, die aus dem Canyon kommt, erreichen.

Moustier-St.-Marie ist ein kleiner, uralter, vor allem wegen seiner Lage vor fast senkrechten Felsen, sehenswerter Ort. Am Ende des Ortes gibt es eine tief eingeschnittene Schlucht, an deren linker Seite die Kapelle Notre Dame de Beauvoir wie angeklebt erscheint. Wahrzeichen des Ortes ist ein goldener Stern der 200 m ueber dem Ort zwischen den beiden Felsen an einer Eisenkette befestigt ist.

Spaziergang durch Moustier
Mehr von mir sehen?
Bitte auf das Bild klicken!
Ich bin aus Keramik

Frueher war Moustier-Ste.-Marie wegen seiner Fayancewaren weltweit beruehmt. Auch heute gibt es noch einige Kunsthandwerker, die dieses franzoesische "Porzellan" (aus dem weissen Ton der Umgebung) herstellen und bemalen. Es gibt auch ein kleines Fayance-Museum. In Moustier findet man einige gute Restaurant, die auch von vielen Einheimischen besucht werden, wie wir von den Autokennzeichen ablesen konnten. An dem Sonntag, an dem wir Moustier besucht haben, war gerade der franzoesische Muttertag, da wird auch die franzoesische Mutter zum Essen ausgefahren, damit Vater und Kinder nicht abspuelen muessen. Allerdings waren die Preise auch diesem Festtag "angepasst" und es gab fast ueberall nur "Menu de Fete des Mamans".

Der Weg fuehrt uns weiter am See entlang zum "Badestrand", in dessen Naehe auch der Verdon in den See muendet. Hier kann man Picknick machen oder mit dem Boot in die Schlucht hineinfahren. Dies nehmen wir uns fuer einen anderen Tag vor, wenn wir uns dafuer Zeit lassen koennen. Die Strasse verlaeuft noch an les Salles vorbei, der urspruengliche Ort ist bei Fuellung des Stausees im See versunken und hier wieder neu aufgebaut worden. Es ist inzwischen ein Touristenort und besitzt auch einen kleinen Segelhafen. Die Strasse durch Eichenwald und Felder nach Bauduen kennen wir jetzt schon von der Hinfahrt.

Der Grand Canyon (incl. Umweg 177 km)
Mit dem Tretboot in den Canyon (76 km)

Heute nehmen wir uns das groesste Naturschauspiel der Umgebung vor, die obere Verdon-Schlucht, den Grand Canyon Frankreichs. Wir fahren wieder am See entlang nach Moustier-Ste.-Marie, um auch ja die "Tiefblicke" auf unserer Strassenseite zu haben. Wir folgen der Hauptstrasse mit einigen Parkplaetzen bis La Palud. Hier gibt es zwei Abzweige fuer einen Rundkurs, der direkt an der Schlucht entlang geht und wieder in La Palud endet. Wir biegen an der ersten Einmuendung ab und sehen ein Schild mit viel franzoesischem Text, den wir leider nur halb verstehen, es steht dort, dass die Strasse bis zur C.A.F. frei befahrbar ist. Wir vermuten, dass die Strasse bei Steinschlag, Gewitter oder anderen Wetter-Widrigkeiten gesperrt wird. Da auch viele Franzosen die Strasse fahren, fahren wir hinterher. Wir lassen uns an den vielen Fotoparkplaetzen viel Zeit zum Schauen und fotografieren.
 

 

 

 

Als wir an der C.A.F. = Huette des Alpenvereins Frankreichs nach 10 km ankommen, steht hier ein "Durchfahrt-Verboten" - Einbahnstrassenschild. Wir muessen also nach La Palud zurueck bis zur richtigen, auch ausgeschilderten Abzweigung und den Kreis anders herum noch einmal fahren. Es ist also unbedingt zu empfehlen, den Schildern in La Palud zur Gorges du Verdon zu folgen. Aber der Weg lohnt sich in jedem Fall, denn auch auf dieser Seite sind viele, viele Parkplaetze, die Einsichten in den Canyon geben. Am Beginn der Schlucht bei der Barre de l'Escalès sind die glatten Felswaende bis zu 700 Meter tief (oder hoch, je nach Standort). Hier versuchen sich auch immer einige Bergsteiger im Freiklettern.

Zurueck in La Palud geht es dann auf der Hauptstrasse wieder weiter bis zum Point Sublime. Hier gibt es nochmals einen besonders grossen Parkplatz, auf dem auch im Sommer viele Busse halten. Gegenueber liegt ein Restaurant, das wir empfehlen moechten. Man kann hier wunderschoen unter Weinreben sitzen und ein gutes Mittags-Menu geniessen oder einen Kaffee trinken. Von Point Sublime geht es noch ein kleines Stueck am Verdon entlang, dann kommt eine Abzweigung nach Comps und auf die Rive Gauche (linke Seite) der Schlucht. Als Zweiradfahrer oder mit dem PKW braucht man aber nicht bis Comps zu fahren sondern biegt bei dem mittelalterlichen Ort Trigance auf eine kleine "Abkuerzung", die recht steil hinauf und hinunter auf die Strasse fuehrt, die dann am linken Ufer entlang geht.

Zunaechst geht es an den Balcons de la Mescla vorueber ueber den Canyon de l'Artuby, einem Nebenfluss des Verdon (hier nicht erschrecken, wenn man Schuesse hoert, direkt hinter der Strasse beginnt ein Militaer-Gelaende), und dann auf der anderen Seite der Schlucht, der Corniche Sublime entlang. Die Aussichten hier sich nicht ganz so haeufig und nicht ganz so spektakulaer aber man hat immer die Strasse auf der anderen Seite im Blick, auf der man vorher gefahren ist. Die Corniche ist sehr kurvenreich und auch wesentlich schmaeler als die "Aussichtsstrasse", es gibt auch nicht ganz so viele "Haltestellen". Zum Ende der Strasse geht es von ca. 1.200 m ueber den Cirque de Vaumale nach Aiguines,
einem auch wieder wunderschoen gelegenen Bergnest, von wo man einen herrlichen Blick auf die umgebende Landschaft der Provence und den See hat.
Von hier kann man dann direkt zum See und nach Moustier fahren oder ueber eine kleine und kaum befahrene Strasse mit vielen gelben Ginsterbueschen am Strassenrand und an den Haengen, eine Abkuerzung nach Bauduen.

An einem anderen, sehr heissen Tag haben wir dann auch die Fahrt mit dem Tretboot in den Grand Canyon gemacht. Wir sind zunaechst ueber die obere Strasse am See entlang gefahren, um noch einmal nachzusehen, wie weit der Lavendel ist, leider immer noch gruen. Wir fahren dieses mal an Moustier vorbei zum "Badestrand" bei Les Salles und machen zunaechst ein ausgedehntes Picknick unter den schattigen Baeumen. Dann geht es uebers Wasser in den Canyon, man kann hier auch Kanus oder Kajaks mieten, je nach Lust und Laune, Kraft und Koennen. 2 Stunden sollte man sich mindestens Zeit nehmen. Nur so kann man die wilde Natur richtig wuerdigen. Man faehrt vom See unter der Strassenbruecke durch, in die spektakulaere Schlucht. Rechts und links steigen die senkrechten Felswaende mehrere hundert Meter ueber uns in den Himmel. Im unteren Teil sieht man, wie der Fluss die Felsen ausgewaschen hat. Weiter oben wird es etwas gruener, dafuer sind die Berge rechts und links noch hoeher und man erkennt ganz weit oben, winzig kleine Autos, die ueber die Schluchtstrasse fahren. Irgendwann wird die Stroemung des Verdon so stark, dass es nicht mehr weiter geht. Am Ende gibt es eine kleine Sandbank, dahinter schafft es niemand mehr weiter hinauf.

 

 

Einen Wanderpfad durch die Schlucht gibt es auch, der ist jedoch nicht ungefaehrlich und die Wanderung dauert mehrere Stunden. Vor allen Dingen muss man vom Fuss der Schlucht sehr steil wieder auf die Hoehe hinaufsteigen. Oder anders herum sehr steil hinunter. Das ist nur fuer Geuebte und Leute, die gut zu Fuss sind oder in einer Jahreszeit, in der es nicht so heiss ist wie jetzt. Wir hatten Ende Mai/Anfang Juni hier oben nachmittags bis zu 30°.

Rund um Aups (80 km)

Heute wollen wir unseren Roller und uns etwas Ruhe goennen und uns mehr den Sehenswuerdigkeiten der Umgebung widmen. Wir fahren zunaechst wieder nach Aups und von dort auf einer kleinen schmalen Strasse, die immer am Hang entlang fuehrt nach Tourtour.
Unterwegs liegt auf der rechten Seite mitten in einem Olivenhain, ein Privatbesitz (Taurenne), der wie eine alte Ritterburg aus dem Mittelalter aussieht und wahrscheinlich auch aus dieser Zeit stammt.
Heute koennen wir uns in Tourtour hier etwas Zeit lassen und koennen durch die engen Gaesschen schlendern und die Blicke von der Hoehe in die Weiten der Provence schweifen lassen. Fast kann man in der Ferne schon das Meer erahnen. Sehenswert ist die alte Oelmuehle, in der heute im Sommer eine Galerie ist, die aber nach der Olivenernte wieder in Betrieb genommen wird. Ausserdem gibt es in der Burg eine Galerie, in der namhafte Kuenstler ausstellen. Aber auch "Normaltouristen" und Feinschmecker kommen auf ihre Kosten.

 

 

Als Menu de Jour gibt es fuer uns heute ein koestliches Tomaten-Carpaccio mit einer Marinade aus suessem Dijonsenf und Lavendelhonig, Coq au Vin (ein besseres Haehnchen haben wir noch nie gegessen) incl. einem Viertel Rosé aus der Provence und einem Kaffee als Dessert und das alles, fuer € 12,00.

Nach diesem genussreichen Mittagessen fahren wir dann hinunter nach Villecroze. Hier gibt es einen huebschen Park und Tuffstein-Hoehlen, die natuerlich entstanden, aber spaeter kuenstlich erweitert wurden, sodass grosse Raeume entstanden sind.

 

 

Man kommt sich hier vor, wir in einer grossen, herrschaftlichen Wohnung mit einer grossen Eingangshalle.
Daneben gibt es ein "Badezimmer mit Dusche", hier laeuft das Wasser von der Decke herab und vor einem Fenster stuerzt ein Wasserfall herab. Es gibt in der oberen Etage noch einige Nebenzimmer unter anderen eins mit einem glasklaren See.
Park und Hoehlen sind durchaus sehenswert.

Am Ende des Dorfes findet man eine Toepferei, die wunderschoene, deshalb nicht ganz billige handbemalte Keramik verkauft. Obwohl wir eigentlich nicht so viel mit unseren Rollern transportieren koennen, werden drei Teller und zwei Eierbecher gekauft. Die konnten wir nicht stehen lassen. Gott sei Dank ist zu Hause alles heil angekommen. Die Chefin hier spricht uebrigens sehr gut deutsch und englisch (studierte in Freiburg).

Von Villecroze fahren wir am spaeten Nachmittag noch ueber Salernes, einer etwas groesseren Ortschaft umgeben von Olivenbaeumen, in der auch einige Deutsche wohnen, nach Sillians-la-Cascade.
Die groesste Sehenswuerdigkeit hier ist, wie der Name schon sagt ein Wasserfall. Bis zum Wasserfall muss man allerdings 3 km laufen, aber der Weg lohnt sich. Mitten im Wald, versteckt zwischen Felsbloecken,
stuerzt das Wasser 20-30 m in die Tiefe in einen kleinen See, in dem man auch baden kann, wenn einem das Wasser nicht zu kalt ist. Es gibt hier auch eine winzige Getraenke-Tankstelle.

Da wir uns heute viel Zeit gelassen haben und es schon dunkel zu werden beginnt, machen wir uns auf dem direkten Weg ueber Aups an unseren See.

Gréoux-les-Bains und unteres Verdon-Tal (143 km)
Die Umgebung westlich des Sees und Riez (108 km)

Zwei kleinere Touren haben wir noch gemacht in die westliche und suedwestliche Umgebung des Sees, die sich aber auch durchaus miteinander verbinden lassen. Die Gegend sieht hier ganz anders aus, als das was wir bisher gesehen haben. Hier ist viel mehr Landwirtschaft aber auf bestimmten Hoehenlagen sieht man wieder die unvermeidlichen, riesigen Lavendelfelder (leider bluehten diese immer noch nicht).

Blumenfeld
Das Bergdorf Montagnac Alsbald Ziegenkaese

Zunaechst fahren wir von Bauduen am See entlang bis zur Staumauer, hier biegen wir ab in die untere Verdon-Schlucht und fahren nach Montagnac, einem Bergdorf, das sich in luftiger Hoehe am Berghang befindet.

Weiter geht es nach Allemagne-en-Provence. Hier befindet sich eins der schoensten Schloesser der Region, mit einem exotischen Pflanzenpark. Leider kann man es nur als Gruppe und nach Voranmeldung besichtigen, ausser man ist hier in der Hochsaison Juli/August.

Von Allemagne-en-Provence fahren wir ueber die D 952 ueber St. Martin de Brômes zum Thermalbad Gréoux-les-Bains. Gréoux-le-Bains ist nicht viel anders als ein Thermalbad in Deutschland, mit Kurpark, Kasino, Thermal-Schwimmbad, vielen Cafés und Hotels. Nach einem Eis in einem der Cafés fahren wir mehr oder weniger am unteren Verdon entlang in Richtung Quinson. Im unteren Verdon-Tal gibt es auch noch einige kleinere huebsche Stauseen, auf denen man auch Bootfahren oder in denen man schwimmen kann. Alles ist hier etwas kleiner und nicht so wuchtig wie die obere Verdon-Schlucht. In Quinson gibt es eins der wichtigsten franzoesischen Museen fuer Ur- und Fruehgeschichte. Nebenbei gesagt, wer sich fuer Kunst und Kultur interessiert, ist hier in der Provence sowieso an der richtigen Stelle. Ausser in den grossen und bekannten Staedten wie Aix-en-Provence, oder an der Kueste gibt es fast ueberall groessere oder kleinere Museen fuer alle Ansprueche.

Von Quinson aus fahren wir noch bis Montmeyan und dann ueber eine schnurgerade Strasse durch den Wald, wo uns unterwegs noch zwei Rehe begegnen, zurueck ueber Baudinard und ueber die Staumauer zurueck nach Bauduen.

Die zweite Tour fuehrt uns wieder ueber die Staumauer bis St. Croix dann folgen wir dem Abzweig nach Riez. Auch in Riez ist, wie in Aups am Samstag Markttag. Der Markt hier ist etwas groesser und geordneter, aber nach unserem Geschmack, nicht schoener als der in Aups. Zunaechst ist der Markt getrennt in Lebensmittelmarkt und den Markt fuer die anderen Dinge des taeglichen Bedarfs, nicht so schoen durcheinander wie in Aups, wo Tischdecken neben Kraeutern und Wurst, Keramik und Gemuese verkauft werden. Ausserdem gibt es hier die gleichen T-Shirt-Staende wie in Italien, Spanien oder Griechenland. Empfehlenswert ist der Lebensmittelmarkt. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Besondere Spezialitaet, kandierte Fruechte aus der Region, auch wieder Honig und Oliven in vielen Variationen und jahreszeitlich bedingt koestliche Melonen. Ausserdem sollte man einen Rundgang durch die Altstadt machen. Direkt am Markt haben wir einen Toepferladen entdeckt, von dem wir uns fast nicht mehr trennen konnten. Aber leider kann man mit dem Motorroller kein Ess- oder Kaffeegeschirr fuer 6 Personen transportieren!! Das Besondere an der Keramik ist das huebsch ausgepraegte Provence-Dekor (Oliven, Lavendelblueten, Mimosen).


Moissac-Bellevue
Von Riez fahren wir nach Allemagne-en-Provence ueber eine kleine bergige Nebenstrasse ueber Albiosc nach Quinson und Montmeyan. Der Rest des Ausfluges fuehrt uns noch ein Stueck ueber Régusse und Moissac-Bellevue (ein uraltes Bergdorf) zurueck durch Wald und Lavendelfelder nach Baudinard und Bauduen.

 

Hinweg     Kurztouren     Rueckweg   Ende

Ausflug in die Parfumstadt Grasse (234 km)

Der erste groessere Ausflug in Richtung Sueden steht heute auf dem Programm, wir wollen nach Grasse. Grasse ist die Hauptstadt des Parfums in Frankreich. Hier sind die grossen Destillerien fuer die Grundstoffe der Duftwaesser zu Hause, die in Paris unter beruehmten Namen verkauft werden.

Auf Empfehlung unseres Hauswirts fahren wir zunaechst ueber Villecroze (300 m) nach Tourtour (ca. 600 m), einem kleinen Dorf, das hoch am Hang einen einmaligen Blick auf die Provence bietet. Weil es so schoen ist, machen wir sogar einen kleinen Rundgang und werden von einer Dame auf die alte Oelmuehle aus dem 14. Jahrhundert aufmerksam gemacht, die auch heute noch im Herbst zum Pressen der einheimische Oliven genutzt wird. Fuer dieses huebsche Oertchen ist aber eine halbe Stunde zu kurz, und wir beschliessen, noch einmal fuer eine Besichtigung wiederzukommen.

Durch eine waldreiche Gegend auf der Hoehe von Tourtour fahren wir zunaechst nach Ampus. Dort steht ein Schild, dass die Strasse nach 10 km gesperrt ist. Da uns aber Autos entgegenkommen, fahren wir weiter und hoffen, dass es eine Umleitung in oder erst nach Châteaudouble, der naechsten Ortschaft gibt. Am Ortseingang jedoch ist die Fahrbahn von einer Baustelle und fleissig arbeitenden Lastwagen blockiert. Wir wollen natuerlich nicht die 10 km zurueckfahren, weil wir auch dadurch einen Umweg machen muessten. Nach einigem beobachten und beratschlagen, entschliessen wir uns einen kleinen, jedoch fast durchgehend steilen Weg zu benutzen, der etwas oberhalb unseres Standort abbiegt, wo auch Autos das Dorf verlassen haben. Wir kommen uns vor wie auf der Achterbahn. Der Weg hat ein Gefaelle von mindestens 20 % und geht auch nochmals ein kleines Stueck wieder fast so steil hoch und ist gerade so breit, dass ein kleiner PKW hier fahren kann. An der tiefsten Stelle gibt es auch noch ein unbefestigtes bzw. geschottertes Stueck. Wir haben Glueck, es kommt uns niemand entgegen und durch diese "Schwarze Abfahrt" landen wir wieder auf der richtigen Strasse, die uns an der naechsten Kreuzung auf die D 562 nach Grasse fuehrt.

Schon etliche Kilometer vor der Stadt laden die grossen Parfumhersteller zur Besichtigung ein. Wenn man in die Stadt hineinfaehrt, riecht es auch schon wie in einer Parfuemerie. Allerdings finden wir das nicht so besonders angenehm, da sich viele verschiedene Duefte vermischen mit den Abgasen von tausenden von Autos, die sich durch die Stadt schieben.
Wir finden einen Parkplatz auf dem Gehweg in der Naehe der Innenstadt bei der Firma Fragonard, der wir spaeter einen Besuch abstatten wollen. Zunaechst geht es aber in die Stadt. Es gibt eine huebsche, sehr belebte Fussgaengerzone, wo die Einheimischen und die Touristen sich zum Bummeln und Einkaufen treffen. Vor mindestens jedem 2-ten Haus stehen Koerbe mit Seifen und Duftessenzen, natuerlich hauptsaechlich Lavendel, danach riecht es hier auch ueberall. Von der Terrasse des Hotel de Ville, dem Rathaus, kann man in der Ferne schon das Meer sehen. Wir biegen von der Flaniermeile ab und landen in der Altstadt. Hier haben wir auf einmal das Gefuehl, wir sind im Araberviertel gelandet. Ueberall kleine Marktstaende, Lebensmittellaeden, Werkstaetten und Bars. Gleich um die naechste Ecke ist das Polizeirevier und auch ein nettes Restaurant an einem grossen Brunnen unterhalb der Kathedrale, wo wir ein gutes Menu de Jour geniessen koennen.

So gestaerkt machen wir uns auf zu Fragonard, und landen statt zur Besichtigung gleich im Verkaufs- und Probierraum, in dem sich gerade eine ganze Schulklasse aus Deutschland durch die Flaeschchen probiert. Wir mischen uns darunter und merken, dass es gar nicht so einfach ist, den "richtigen" Duft zu finden, da auch hier dieses Gemisch aus vielen verschiedenen Duftwaessern in der Luft liegt. Wir glauben zwar, das Richtige gefunden zu haben, verziehen uns aber wieder, nach so viel Duft, brauchen wir erstmal frische Luft. Da wir sowieso planen noch einmal hier vorbeizukommen, wenn wir nach Cannes oder Nizza fahren, machen wir uns auf den Rueckweg, statt einzukaufen.

Durch die auch hier wieder gute Beschilderung in der Stadt finden wir schnell die D 562 Richtung Draguignan, die wir vom Hinweg schon kennen. Das erste Stueck dieser grossen Hauptstrasse ist nicht besonders schoen.
Nach einigen Kilometern beginnen wieder die Berge und die an den Hang gebauten Orte, wie Fayence, nach dem das bemalte aus dem weissen Ton der Gegend hergestellte Geschirr benannt ist. Jetzt wird auch die Gegend wieder waldreicher.
Draguignan ist die kleine geschaeftige Hauptstadt des Departements Var, die wir noch oefter durchfahren sollen, die uns aber nicht unbedingt zu einer Pause anregt, da wir einige schoenere Orte in der Provence gefunden haben.


drei Gallier mit "Hinkelstein"
Am Ortsende, direkt an der D 955 in Richtung Comps, gibt es einen Dolmen, den Pierre de la Fée, den wir uns und unseren beiden Begleitern auf unserer 2. Frankreichreise, Asterix und Obelix, nicht entgehen lassen koennen. Obelix hat also seine Hinkelsteine auch in Draguignan hinterlassen (wahrscheinlich bei der "Tour de France"?).


Ampus
Ein wenig spaeter biegt eine Nebenstrasse wieder nach Ampus ab, die "schwarze Abfahrt" vom Morgen, in Châteaudouble wollen wir nicht unbedingt hinauffahren. Von Ampus koennen wir es nicht lassen und fahren noch einmal durch Tourtour und Aups zurueck, obwohl es von dort noch einen naeheren Weg gibt.

St. Tropez, das Massif des Maures und die Kueste zum Ersten (282 km)

Nachdem wir von Grasse das Meer schon aus der Ferne gesehen haben, haelt es uns nicht mehr im Hinterland. Wir machen uns auf nach St. Tropez. Fuer den Hinweg haben wir uns, den unserer Meinung nach naechsten, natuerlich nicht unbedingt schnellsten Weg ausgesucht. Wir fahren wieder ueber Aups, Villecroze, immer Richtung Sueden, nach Lorgues und Vidauban. Vor Vidauban gruesst von einem mehrere hundert m ueber der Ebene liegenden kegelfoermigen Berg die Kapelle St. Brigitte (die hiess schon vor Brigitte Bardot so!) Von Vidauban geht es wieder ueber Nebenstrassen ueber auf das Massif des Maure nach la Garde-Freinet und dann in Serpentinen hinunter ueber Grimaud, ans Meer und dann noch ein kleines Stueck an der Kueste entlang bis St. Tropez.

Hier moechten wir nicht Autofahrer sein! Schon vor dem Ort kann man an mehreren Stellen Motorroller ausleihen. Das macht hier anscheinen jeder, der keinen Eigenen hat! Hier gibt es so viele Rollerfahrer, dass sogar die im Ort im Stau stehen! Die Autos sind aus der Stadt auf grosse Parkplaetze am Hafen verbannt. Aber mit dem Roller kann man bis in die letzte Ecke fahren. Wir lassen unsere allerdings stehen und wollen die kleine Stadt und den Hafen zu Fuss erkunden, geklaut werden sie schon nicht, hier hat ja jeder einen. Einige Ecken von St. Tropez haben sich noch den Charme aus den 50-er und 60-er Jahren bewahrt. Auch die Restaurants und der alte Hafen mit seinen kleinen und grossen Motorbooten und Segelschiffen ist so, wie man sich St. Tropez vorstellt.

Schoene Jachten im Hafen von St. Tropez

Wir haben in der Altstadt in einer Seitenstrasse in einem Restaurant mit Meerblick ausgezeichnet gegessen. Besonders muss ich hier den sehr netten, hoeflichen und freundlichen Kellner loben. Hier wurde der Unterschied zwischen deutschen und franzoesischen Maennern ueberdeutlich. Wir wollten uns an einen kleinen Tisch setzen, ein Stuhl mit Blick auf Meer, der andere nicht. Mein Mann, typisch deutsch, draengt sich gleich auf den Sitz mit Aussicht. Der Kellner ist sofort eingeschritten mit den Worten: "Der Blick aufs Meer gehoert Madame!!". Das tat gut! Und ich hatte die schoene Aussicht.


Die Maler am Hafen

Restaurant mit
charmantem Kellner

Die Altstadt mit dem
Flair der 50-er Jahre Filme
Von St. Tropez machen wir uns dann langsam auf den Heimweg, zunaechst jedoch ueber die Halbinsel mit schoenen Meerblicken, ueber Ramatuelle und den Col de Collebasse, mit nur 129 m aber ordentlicher Steigung, hinunter auf die Kuestenstrasse nach La Croix-Valmer, Cavalaire-s.-Mer, entlang der Corniche des Maures bis le Lavandou. Hier muessen wir leider die Kuestenstrasse verlassen und wieder Richtung Norden fahren.
Bormes-les-Mimosas mit seinem Schutzheiligen St. Caritas

Zunaechst nach Bormes-les-Mimosas, ein wunderschoen gelegenes Bergdorf, in die im Februar die Mimosen bluehen, die die Gegend mit leuchtendem Gelb ueberziehen (auch Blueten fuer die Parfumindustrie in Grasse!). Weiter geht es ueber den Col de Gratteloup (199 m NN), von dem man noch einmal einen Blick aufs Meer werfen kann, bis es ueber eine schmale Strasse nach Collobrieres geht, dem Hauptort des Massif des Maures. Hier kann man am Strassenrand alle moeglichen Kastanienprodukte kaufen. Davon leben die Leute hier oben zum grossen Teil. Die kleine, einsame Strasse fuehrt mit vielen Kurven auf den Col des Fourches (535 m NN). Von hier geht es dann wieder hinunter ins Tal. Wir ueberqueren die Autobahn bei Gonfaron und kehren ueber Le Luc nach Vidauban zurueck, von wo wir die gleiche Strecke wie am Morgen fuer den Rueckweg einschlagen.

Cannes und die Kueste zum Zweiten (351 km)

Heute wollen wir das untere Stueck der Route Napoleon bis Cannes fahren, ein Stueck an der Kueste entlang und dann wieder ueber Draguignan zurueck.

Wir fahren zunaechst am See entlang und zweigen dann nach Aiguines ab

Aiguines mit seiner Burg mit 4 verschiedenen Tuermen

und auf der Corniche Sublime, dem linken Ufer der Verdon-Schlucht nach Comps zu fahren. Fuer die Richtung, in die wir fahren wollen, ist das so merkwuerdig sich das anhoert, der einfachste und naechste Weg.

Comps
Von Comps geht es nach le Logis du Pine, einer Ebene in der Napoleon wahrscheinlich ein Lager aufgeschlagen hatte, einen Ort finden wir hier kaum, nur ein paar einzelne Haeuser. Wir treffen hier wieder auf die RN 85, die Route Napoleon.
Wir haben also nur ungefaehr 20 km, zwischen Castellane und Logis du Pine ausgelassen. Die breite, aber zu unserer Zeit wenig befahrene Strasse fuehrt ueber den Col de Valferrière (1.169 m), den Pas de la Faye (von 867 m auf 738 m) und den Col du Pilon (780 m) nach Grasse.
Wieder auf der Route Napoleon

Wir koennen es doch nicht lassen und kaufen hier noch schnell das Parfum, das wir bei unserem ersten Besuch so gut fanden. Natuerlich war die Destillerie wieder voll von Besuchern und Dueften. Von Grasse hinunter geht es auf einer Nebenstrasse, die ab hier fast so verkehrsreich ist, wie die parallel verlaufende vierspurige N 85. Wir verpassen auch noch in Mougins, dem Feinschmecker-Mekka der Cote d'Azur mit mehreren Sterne-Restaurants, unseren Abzweig nach Cannes und fahren ueber einen kleinen Umweg ueber Vallauris und le Cannet in Cannes ein.

Zuerst fuehrt uns die Strasse oberhalb der Stadt durch ein "Arme-Leute-Viertel" mit hohen Mauern, Video-Ueberwachung und Alarmanlagen. Spaeter landen dann, als Kontrastprogramm, in der Altstadt von Cannes mit engen Gassen, Maerkten und kleinen Laeden fuer die "arbeitende Bevoelkerung" der Stadt. Als wir schon fast das Gefuehl haben, dass wir uns verfahren haben, sehen wir irgendwo ein Schild zum "bord de la mer" und kommen auf die Kuestenstrasse, wo wir ja hin wollen.

Auf der einen Seite Meer und Strand und auf der anderen die grossen alten Luxushotels, so hatten wir uns das vorgestellt. Die Strasse fuehrt direkt am Meer entlang und wird von vielen Autos und anderen Zweiradfahrern benutzt. Unser Vermieter hatte uns gewarnt, hier unten waere immer Stau. Ganz so schlimm ist es aber nicht wir haben wohl eine gute Zeit erwischt, zwischen den Feiertagen und "Formel 1" in Monaco und den ersten Urlaubern. Wir haben zwar auch einen kleinen Stau, den verursachen aber zwei Autofahrer mit einem kleinen Blechschaden.

Corniche de l'Esterel
Zwischen Cannes und St. Raphael ist der fuer uns schoenste Teil der Kueste, die Corniche de l'Esterel. Die Strasse schlaengelt sich ueber rote Felsen, einige Meter ueber dem Meer die Kuestenlinie entlang.

Immer wieder huebsche kleine Orte, unser Favorit ist Miramar, mit wunderschoenen Hotels und Villen, teilweise auf die Felsen mitten ins Meer gebaut.Die Pracht hoert bei Agay auf, hier riecht es ploetzlich nach Pommes mit Mayo und Ketchup und die Hotels sehen aus wie die Bettenburgen auf Mallorca oder an der spanischen Kueste. Hinter St. Raphael und Frejus wird es dann wieder besser.

Eigentlich wollen wir nur bis Ste. Maxime, aber durch einen schweren Unfall auf der Gegenfahrbahn verpassen wir unseren Abzweig und sind schon fast in St. Tropez, als wir das merken. Bei Port Grimaud biegt rechts noch eine ganz kleine Strasse in den Wald ab und

am Col de Gratteloup
sieht man nochmal das Meer
fuehrt ueber das kleine Dorf Plan-de-la-Tour (wieder im Massif des Maures) auf den Col de Gratteloup. Hier treffen wir wieder auf die Verbindung von St. Maxime, die uns, zum Teil als vierspurige Strasse schnell nach Draguignan bringtVon Draguignan geht es wieder ueber die uns bekannte Strasse nach Ampus. Kurz hinter dem Ort biegt eine kleine Strasse ab, die durch Wald und Ginstergebuesch ueber Vérignon geradewegs an unseren Abzweig nach Bauduen fuehrt..

 

Hinweg   Kurztouren    Tagestouren    Ende

Die Rueckfahrt

1. Etappe - Lac de St. Croix - Nizza und die Kueste zum Dritten - Sospel (224 km)

Diese erste Etappe ist eigentlich noch nicht wirklich Rueckfahrt, da Sie uns zunaechst erst nochmal ans Meer fuehren soll, aber die Route des Grandes Alpes, der wir folgen wollen, beginnt bzw. endet in Menton zwischen Monaco und der italienischen Grenze.


ein letzter Blick auf unseren See
Wir fahren zum Abschluss, weil es so schoen ist, nochmals ueber die Corniche Sublime durch die Verdon-Schlucht nach Comps und weiter bis Le Logis de Pine. Dieses Mal biegen wir jedoch nicht rechts auf die RN 85 sondern nach links, bis es an der naechsten Ecke, auf die D 2211 nach Malamaire geht, spaeter sind die Orte Gréolières und Coursegoule beschildert.
Zunaechst fuehrt die Strasse auf einer Hoehe von ca. 1.000 m gleichmaessig flach dahin, durch ein breites gruenes Wiesental. Immer wieder geht es rechts und links ab zu Orten mit Skiliften. Im Winter scheint hier das Skigebiet der Cote d'Azur zu sein.
Ploetzlich veraendert sich die Strasse. Rechts geht es auf einmal steil hinunter und vor uns tauchen Felsen auf. Hier ist wieder alpines Gelaende.
Von Gréolieres verlaeuft eine kleine Strasse durch die Gorges du Loup nach Grasse. Wir fahren aber geradeaus zum Col de Vence (963 m). Ab hier geht es nur noch bergab ueber Vence, St. Paul und Cagnes-sur-Mer ans Meer und ueber die Kuestenstrasse nach Nizza. In Nizza machen wir einen Stopp auf der "Promenade d'Anglais" zu Asterix und Obelix Zeiten "Promenade de Breton" (sh. "Tour de France"). Hier sind aber nicht nur Briten auf der Strandpromenade unterwegs sondern hauptsaechlich Franzosen.


Die Promenade d'Anglais

Wir waren schon mal hier

Der Hafen von Nizza
Nizza ist Grossstadt, also ist auch der Verkehr hier grossstaedtisch. Aber auf der Strasse sind alle gleich, Jaguar, Mercedes, BMW, VW-Kaefer, Ente, Fiat 500, alle stehen im gleichen Stau. Nur die Roller- und Motorradfahrer haben freiere Fahrt. Sie mogeln sich zwischen den Autos durch, solange keine Polizei da ist, allerdings hat die hier unten Verstaendnis. Die Polizei faehrt hier, wie auch in Cannes oder Grasse selbst Motorrad, aber auch 50-er Roller sind Dienstfahrzeuge.

Schon frueh ist in Nizza das Fuerstentum Monaco ausgeschildert. Der Weg ist aber auch nicht zu verfehlen, solange rechts das Meer ist und links die Luxushotels sind wir richtig.
Monaco und Monte-Carlo muessen unbedingt sein. Aber nicht, weil es hier so schoen ist. Wir sind ganz schoen geschockt, als wir die unansehnlichen Appartment-Hochhaeuser sehen. Am Jachthafen stehen wir am Start des Formel 1-Rennens des letzten Wochenendes. Die Abbauarbeiten an den Tribuenen sind im Gange.

Fuer normale Autos gibt es kaum Parkplaetze, dafuer um so mehr fuer motorisierte Zweiraeder, die sind allerdings auch fast alle belegt.

So viele Roller und vor allem Scarabeos, wie zwischen Cannes und Menton, gibt es wohl in ganz Deutschland nicht. Auch sind die Scarabeo-Fahrer, hier in ganz Suedfrankreich viel freundlicher als bei uns. Wenn wir zu Hause mal einem begegnen, was ja aeusserst selten ist, sieht man von dem anderen Fahrer kaum eine Reaktion. Vielleicht ist man ja etwas Besonderes in Deutschland und deshalb zu fein zum gruessen. Von den Franzosen werden wir jedenfalls ueberall freundlich begruesst. Aber vielleicht liegt das aber auch an unseren "Beifahrern"?

Wir machen nur eine ganz kurze Pause in Monaco, uns ist es hier zu voll, zu laut und zu haesslich. Wir verlassen das Fuerstentum ueber Monte Carlo und fahren weiter an der Kueste entlang bis Menton. Hier in Menton beginnt die Route des Grandes Alpes. (Eine Uebersichtskarte ueber die Route, die man sich auch ausdrucken kann, gibt es im Internet unter www.routedesgrandesalpes.com.)

Wir nehmen die Strasse nach Sospel, wie viele Einheimische auch, die fuehrt auch auf die Autobahn Nizza - Genua und es ist "Feierabendverkehr". Bis zur Autobahnauffahrt geht der Stau 4-spurig, danach wird es dann besser, hier wird die Strasse schmaeler, steiler und sehr kurvenreich. Ein paar Kilometer vor Sospel gibt es einen Tunnel durch den Berg, den die meisten Autos benutzen. Wir fahren jedoch ueber den Col de Castillon (ca. 1.000 m) und sind hier auf einmal ganz alleine. Direkt am Ortseingang von Sospel (ca. 650 m), noch hoch ueber dem Ort, finden wir ein schoenes Hotel mit einer noch schoeneren Terrasse. Da es jetzt auch schon gegen 17.00 Uhr ist, beschliessen wir fuer heute hier zu bleiben. Bei einem guten Menu und einer Flasche Rotwein lassen wir den abwechslungsreichen Tag ausklingen.

2. Etappe - Sospel - Guillestre (230 km)

Nach dem Fruehstueck auf der Aussichtsterrasse nehmen wir leider Abschied, hier koennten wir es jetzt noch 2 Wochen aushalten und dann vielleicht in Ruhe nochmals an die Kueste und auch nach Monaco fahren, vielleicht beim naechsten Mal?!

Wir nehmen einen Teil der beruehmten Bergstrecke der Rallye Monte Carlo unter die Raeder und fahren ueber die enge sehr kurvige Strasse auf den Col de Turini (1.604 m).

Genau so steil und kurvig wie hinauf geht es auch wieder hinunter nach St. Bollène-Vesubie (690 m). Dann ein paar Kilometer mehr oder weniger eben und geradeaus nach St. Martin-Vésubie (920 m),

dann wieder in Kurven hinauf auf den Col St. Martin (1.500 m) und wieder hinunter bis nach St. Sauveur-s.-Tinée (510 m).

Hier in St. Sauveur biegt die Route des Grandes Alpes ab nach Valberg, Guillaumes, und Colmars um ueber den Col de la Cayolle und den Col d'Allos nach Barcelonette zu fuehren. Die Streckenfuehrung ist so, da die andere Strasse mit den hoeheren Paessen oft und lange wegen Schnee oder schlechtem Wetter gesperrt ist. Wir verlassen hier die Route des Grandes Alpes und machen uns auf, den hoechsten "normal" befahrbaren Pass der Alpen hinaufzufahren. Die Strasse fuehrt zunaechst nicht stark, aber stetig ansteigend durch den Nationalpark Mercantour, das Tal der Tinée hinauf nach Isola (871 m) und St. Etienne-de-Tinée.


Die Auffahrt zum Col de la Bonette

Danach wird die Strasse dann schmaeler und steiler, jetzt geht's wirklich ins Hochgebirge. Sie steigt innerhalb von 26 km hoch ueber 1347 m am Pont Haut ueber 2.261 m am Col des Fourches und 2680 am Col des Raspaillon auf endgueltig 2802 m am Col de la Bonette. um den Gipfel, den Cime de la Bonette kann man im Einbahnstrassensystem herumfahren, bis zum Gedenkstein fuer die Strassenbauer am Bonette.

Lesen ??
Auf dem Gipfel

Hier liegt tatsaechlich Schnee auf der Strasse, der allerdings durch die Sonne aufgetaut und deshalb vom Hang abgerutscht ist. Es ist empfindlich kalt geworden, die Wolken liegen regelrecht auf dem Berg. Es beginnt sogar ein wenig zu regnen und zu graupeln.

Wir treffen hier oben einen Franzosen, der an der Cote d'Azur bei seinen Verwandten zu Besuch ist, der aber sonst in Stuttgart wohnt. Er erzaehlt uns, er musste heute mal mit seinen Motorrad in die Berge fahren um frische Luft zu atmen, unten an der Kueste war es ihm zu heiss. Er berichtet uns auch, dass weiter noerdlich das Wetter auch nicht viel besser waere, er haette unterwegs auf dem Col de Var und am Izoard auch schon etwas Schnee gehabt. Das sind keine guten Nachrichten, denn dies sind unsere naechsten Ziele.

Wir muessen jetzt aber erst mal 24 km hinunter ueber den Col de Restefond (2.794 m) nach Guégnier (1.240 m). Hier treffen wir auch wieder auf unsere Route des Grandes Alpes. Wir fahren hier ein kleines Stueck ueber die D 900, die spaeter ueber den Col le Larche nach Italien fuehrt.

Das "Hospiz" des
Col de Vars
Wir folgen aber der guten Beschilderung der Route ueber St. Paul (1.468 m) auf den Col de Vars (2.109 m). Das Wetter hat sich beruhigt und die Sonne scheint wieder. Dann geht es dem Tal entgegen ueber Vars (ca. 1.600 m) nach Guillestre auf nur noch 1.090 m). Wir haben fuer heute genug Kurven und bleiben ueber Nacht hier.

3. Etappe - Guillestre - Bourg-St.-Maurice (265 km)

Naechster Tag, naechster Anstieg, naechste Kurven. Gleich im Ort geht es hoch durch die Combe du Queyras, an Château-Queyras (ca. 1.500 m) vorbei auf den Col d'Izoard (2.360 m).
 


rasante Abfahrt


Gipfelkreuz
 


bequeme Auffahrt

Dann wieder hinunter nach Briançon (ca. 1200 m). Von Briançon aus geht es gemaechlicher ueber die N 91 auf den Lautaret (2.058 m). Wenn man jetzt die N 91 weiter faehrt, kommt man auf die Strasse nach Alpe-d'Huez. Wir machen jetzt erst einmal in einem der beiden grossen Restaurants eine Mittagspause. Danach geht es ueber einige Haarnadelkurven steil hinauf auf den Col du Galibier (2.646 m).
Die Radfahrer, die hier hoch gefahren sind, haben sich und Ihre Fahrraeder offensichtlich vor Erschoepfung fallen lassen. Uns geht es hier besser, darum fahren wir auch gleich zur anderen Seite wieder hinunter nach Valloire (1.480 m) und ueber den Col du Télégraphe (1.566 m) hinunter nach St. Michael (ca. 1.100) m im Arc-Tal.

Wenn wir jetzt links abbiegen wuerden, kaemen wir nach Chambery und koennten unseren Urlaub von vorn beginnen. Leider geht das nicht. Wir muessen als rechts ab auf die N 6, die neben der Autobahn nach Italien herlaeuft. Die Autobahn verlaesst uns bei Modane und fuehrt durch den Tunnel du Fréjus nach Turin. Wir fahren weiter nach Lanslebourg, hier zweigt dann auch die N 6 ueber den Col du Mont-Cenis nach Turin ab. Wir sind inzwischen wieder etwas hoch gefahren und befinden uns auf bei 1.416 m. Weiter hinauf geht es nach Bessans (1.733 m) und Bonneval-s-Arc. Hier sind die Berge rechts und links schon ueber 3.000 m hoch und zum Teil mit Schnee bedeckt. Hier beginnen auch wieder die Kurven und die Strasse wird wieder schmaeler, ein gutes Zeichen fuer die naechste Passueberquerung.


Auffahrt

Gipfel

Abfahrt
Wir fahren auf den Col de l'Iseran (2.764 m). Hier oben liegt recht und links der Strasse noch Schnee aus dem letzten Winter, Gott sei Dank nicht auf der Strasse. Recht kurvenreich ist dann auch wieder die Abfahrt zu dem bekannten Wintersportort Val d'Isère (1.930 m). Langsam ziehen sich Gewitterwolken ueber den Bergen zusammen.

Die gut ausgebaute Strasse bringt uns, ziemlich geradeaus und rasch hinunter, ueber Tigne, nach Bourg-St.-Maurice (ca. 900 m). Hier finden wir erst nach einigem Suchen ein Zimmer, hier ist Wintersportort und im Sommer sind hier nicht so viele Hotels offen. Wir schaffen es noch gerade unser Gepaeck abzuladen, da beginnt ein fuerchterliches Donnerwetter. Es blitzt und donnert und schuettet wie aus Kuebeln. Gerade noch mal Glueck gehabt! Nach einer halben Stunde ist alles schon wieder vorbei und wir koennen den Abend in einem kleinen Lokal in der Altstadt von Bourg-St.-Maurice beenden. Auf irgendeinem Pass am heutigen Tag ist uns Lance Armstrong begegnet, der offensichtlich mit seiner ganzen Mannschaft fuer die "echte" Tour de France trainiert hat.

4. Etappe - Bourg-St.-Maurice - Zweisimmen CH (275 km)

Von Bourg-St.-Maurice folgen wir am Morgen zunaechst noch der Route des Grandes Alpes ueber die Cormet de Roseland (1.967 m) und dem dazugehoerigen Stausee vorbei, hinunter nach Beaufort (750 m).
 
Von hier aus kann man schon die schneebedeckten
Gipfel des Montblanc-Massivs,
des hoechsten Bergs Europas, sehen.
Die Strasse fuehrt von Beaufort in die Olympia-Stadt Albertville. Wir biegen rechts hoch auf den Col des Saisies. Hier oben in les Saisies (1.650 m) fanden damals die olympischen Langlaufwettbewerbe statt. Auf die andere Seite hinunter geht es nach N. D. de Bellcombe (1.010 m). Hier verlassen wir nun endgueltig unsere grandiose Route des Grandes Alpes, die ueber La Clusac, Bonneville und noch diverse Cols nach Thonon-les-Bains an den Genfer See fuehrt. Wir wollen aber ueber Mégeve und St. Gervais nach Chamonix. Eigentlich hatten wir vorgehabt, mit der Seilbahn auf die Aiguille du Midi zu fahren um uns den Montblanc aus Naehe anzusehen. Hinter St. Gervais haben wir den grossen Berg und seine Gletscher, die fast bis ins Tal hinuntergehen immer im Blick. Ausserdem ist der Gipfel dauernd von Wolken umgeben, die kaum einen Blick darauf freigeben. Also schenken wir uns und Fahrt mit der Seilbahn und machen in Chamonix nur ein paar Fotos.
Weiter geht es dann ueber Argentière an die EU-Aussengrenze und wir fahren wieder in die Schweiz.

vom Col de la Forclaz
ins Rhonetal
Den groessten Unterschied zwischen den franzoesischen und den Schweizer Paessen erkennen wir gleich, als wir den Col de la Forclaz (1.526 m) ueberqueren. Die Strasse ist auf einmal schoen glatt asphaltiert, breit und schwingt in grossen Kehren ins Rhone-Tal nach Martigny (450 m).

Wir fahren nun ein Stueck Rhone-abwaerts bis Aigle (404 m). Hier biegen wir ab ins Vallee des Ormonts, ueber den Col des Mosses (1.445 m) nach Chateaux-d'Oex. Von dort ist es nur noch ein kleines Stueck bis Saanen im Berner Oberland. Hier spricht man wieder deutsch. Inzwischen ist es Nachmittag geworden und wir halten langsam Ausschau nach einer Unterkunft fuer die naechste Nacht. Wir fahren noch bis Zweisimmen. Die Hotels, die wir zuerst hier finden, gefallen uns nicht so recht oder sind uns zu teuer.

Wir folgen einem Wegweiser nach Sparrenmoos, nach 2 km auf einem asphaltierten Weg steht dann Sparrenmoos 5 km, nun ja jetzt sind wir schon so weit, also fahren wir weiter noch oben in die Einsamkeit.

unsere Aussicht
Endlich taucht dann der Hoehengasthof auf. Hier oben ist im Winter das Langlaufzentrum des Simmentals. Allein auf dem Berg gelegen, aber im Sommer als Wanderziel und im Winter als Langlaufzentrum bestimmt nicht einsam.
Man kann hier oben auch eine Art Tretroller mieten, damit ins Tal fahren und dort abgeben oder sich mit dem Bus wieder herauf bringen lassen. Das scheint wohl gut genutzt zu werden. Es werden naemlich etliche Roller aus dem Tal hinaufgebracht. Die Zimmer sind urig und gemuetlich eingerichtet und das Abendessen ist sehr gut und reichlich. Die 7 km hier herauf haben sich wirklich gelohnt, wenn wir mal wieder hier in der Gegend sind, wollen wir wieder hier vorbeisehen oder auch uebernachten.

5. Etappe - Zweisimmen - Beromuenster (197 km)
                 Rund um Sursee und Beromuenster (99 km)

Wenn man jetzt frueh losfahren und sich ranhalten wuerde, koennte man wohl die Strecke nach Hause bis abends schaffen, aber wer will das schon, schliesslich haben wir noch einen Tag Reserve und wollen noch auf Einkaufstour.

Nach einer sehr ruhigen Nacht hier oben in der Einsamkeit und einem ausgedehnten Fruehstueck machen wir uns auf den Weg wieder hinunter ins Simmental und fahren ueber Zweisimmen und Diemtigen an den Thuner See. Weiter geht es durch Thun und wir biegen bei Steffisburg (599 m) von der Hauptstrasse nach Bern ab, fahren ueber Unterlangenegg (828 m) ueber den Schaltenbergpass (1.167 m), hier scheint heute ein Motorradtreffen zu sein, hier geht's auch ins Emmental. Wir fahren weiter geradeaus ueber Marbach, Schuepfeim und Entlebuch nach Wolhusen. Jetzt haben wir wohl die Alpen endgueltig hinter uns. Von hier geht es ueber Ruswil in Rottal und kurz nach Sursee bei Calida vorbei, um festzustellen, wann der Fabrikverkauf geoeffnet hat. An diesem Nachmittag fahren wir noch etwas herum, bis wir in Beromuenster ein Zimmer fuer die Nacht gefunden haben.

Am naechsten Tag fahren wir morgens zunaechst zu Calida. Der Fabrikverkauf ist sehr zu empfehlen. Die Preise liegen zum Teil ca. 20 % unter dem schweizer Ladenverkaufspreis, ausserdem gibt es viele "Aktions-Preise". Wir wissen, dass Calida-Ware in Deutschland um einiges teurer sind als in der Schweiz, ueberall wo in Deutschland "CH" draufsteht, gibt es ja einen Aufschlag. Aber als wir spaeter in Deutschland mal vergleichen, bekommen wir dann doch einen Schock. Der Preis hier in Deutschland ist der gleiche, wie in der Schweiz, nur die Waehrung ist anders, in der Schweiz steht CHF auf dem Preisschild und in Deutschland EUR!! Was das heisst, kann man sich bei einem Umrechnungskurs von 1,00 € = 1,54 CHF selbst ausrechnen. In der Schweiz ist eben nicht alles teurer wie in Deutschland!


zum Mittagessen
in Sempach
Am Nachmittag fahren wir dann noch rund um die drei Seen Sempacher See, an dem Sursee liegt, Baldegger See, der groesste Ort dort ist Hochdorf und den Halwiler See mit einem schoenen Wasserschloss bei Seengen.
Auf dem Bergruecken zwischen Beromuenster und dem Baldegger See finden wir in Herlisberg ein sehr schoenes, allerdings nicht billiges Restaurant mit einem grossen Garten mit herrlichem Blick ueber den See und die Umgebung, ein Weg, der sich lohnt. Abends machen wir noch einen Rundgang durch Beromuenster, damit wir wissen, wo wir sind. Beromuenster hat eine wunderschoene Barockkirche, an die ein Stift angegliedert ist, in dem verdiente, katholische, schweizer Priester ihren Ruhestand verleben koennen.

6. und letzte Etappe - Beromuenster - Laemmerspiel (508 km)

Heute geht es leider wieder nach Hause. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Wir fahren morgens in Beromuenster los und ueber Menziken, Graenichen und Buchs nach Aarau. Hier verfahren wir uns etwas, finden dann aber doch eine Nebenstrasse ueber Frick nach Stein am Rhein/Saeckingen. Am Rhein bleiben wir aber noch ein wenig auf schweizer Seite, bis wir in Rheinfelden wieder nach Deutschland fahren. Ueber Loerrach, Wittlingen geht es weiter nach Efringen-Kirchen. Hier treffen wir auf die B 3, der wir dann bis Rastatt folgen. Um den Rhein-Neckar-Raum zu umfahren, gehen wir jetzt bis Heidelberg auf die Autobahn. Dann fahren wir ueber die Bergstrasse, die wir auch schon oefter am Wochenende befahren in Richtung Pfungstadt. Dann noch durch Reinheim, Gross-Umstadt, Babenhausen und Rodgau, dann haben wir es geschafft. Abends gegen 19.00 Uhr erreichen wir wieder unsere Heimat.

Das beste waere jetzt waschen, einpacken und wieder losfahren. Wir haben das Gefuehl, wir haben zwar viel gesehen, aber es gibt noch viel mehr, was wir noch sehen muessen.

3 Wochen Urlaub sind einfach zu kurz!!

Fazit unserer 2. Frankreichreise:

Wie schon beim ersten Mal sind wir, entgegengesetzt zu vielen Vorurteilen, die man in Deutschland hoert, hier immer freundlich aufgenommen worden. Im Sueden Frankreichs ist man noch aufgeschlossener und herzlicher als im Norden, das ist in Frankreich nicht anders als hierzulande. Wenn man ein wenig franzoesisch spricht, erleichtert das den Urlaub, ausserdem verstehen die Franzosen dann manchmal auch deutsch. Von der franzoesischen Kueche braucht man gar nicht viel reden, sie ist einfach immer noch genial. Man kann im letzten Dorf in irgendein Restaurant gehen, man bekommt immer etwas Gutes zu essen und zu trinken. Wenn man die Qualitaet beruecksichtigt, isst man in Frankreich auch nicht teurer als bei uns, Qualitaet hat halt ihren Preis.

Wir hatten eigentlich keine Schwierigkeiten ein Zimmer zu finden. Oft haben wir, wie auch beim ersten Frankreichbesuch in Logis-des-France-Hotels uebernachtet (Hotelfuehrer gibt es beim franzoesischen Verkehrsbuero oder ueber Internet bei www.logis-de-france.fr). Die Hotels haben ein gutes Preis-/Leistungsverhaeltnis. Ausserdem kann man hier meist gut essen. In vielen Haeusern gibt es ein Menu Terroire, d.h. ein Menue mit Spezialitaeten der Region. Die die wir probiert haben, waren allesamt sehr gut.

Die Landschaft in Suedfrankreich ist anders als in Italien oder Spanien. Es gibt viele landwirtschaftlich genutzte Flaechen aber auch viel Wald und nicht genutztes Land, das mit wildem Gestruepp bewachsen ist. Ueberall begegneten wir Getreidefeldern mit ueppigen Mohnblumen durchsetzt, herrlich gelb bluehender Stechginster, wild wachsendem Buchs und viele Eichen- und Kiefernwaelder.

Wir fanden auch die Jahreszeit zu der wir hier waren ideal, auch wenn es fuer die Lavendelbluete noch ein wenig zu frueh war. Es ist noch nicht so heiss, aber auch nicht zu frueh fuer die Fahrt durch die Alpen.

Die Strassen sind meist nicht so glatt und gut ausgebaut wie in Deutschland, das raue Pflaster hat aber auch den Vorteil, dass es bei der grossen Hitze im Sommer nicht aufweicht, wie unser Asphalt. Die Autofahrer auf dem Land sind wesentlich ruecksichtsvoller den "schwaecheren Verkehrsteilnehmer" wie Roller- oder Radfahrer und Fussgaengern gegenueber. Vor Motorradfahrer hat man in diesem Land sogar manchmal Angst, kein Wunder, wenn man sieht, wie die einheimischen fahren! Man sollte sich auf die Art und Weise, wie die Franzosen fahren, ruhig einlassen, das geht ein wenig anders, wie von zu Hause gewohnt, dieses ist in manchen Dingen allerdings sinnvoller, das betrifft vor allem den Kreisverkehr und die Vorfahrtsregeln. In den Staedten sieht das manchmal etwas anders aus. Ich hatte oefter das Gefuehl, hier muss jeder selbst sehen, wie er ueberlebt!

Die "Cols", also die Paesse sowohl in den Alpen wie auch die kleinen unten im Sueden haben ein ganz anderes Bild als die Paesse in der Schweiz, in Oesterreich oder den Dolomiten. Sie haben nicht nur einen Aufstieg, Uebergang und eine Abfahrt. Manchmal hatten wir das Gefuehl sie sind speziell fuer Motorradfahrer gebaut worden, die die Landschaft in vollen Zuegen geniessen wollen. Sie haben steile und enge Kehren, und herrliche Ausblicke ueber und in die Landschaft, schoene Ortsdurchfahrten und geben ein tolles Fahrgefuehl. Ausserdem wird auf den Abfahrten der Blick in den Abgrund nicht von Leitplanken behindert. Man sollte hier also sein Augenmerk nicht nur auf die Landschaft sondern auch auf die Strasse richten.

Die Route des Grandes Alpes war das absolute Highlight auf unserer Tour. Es geht praktisch von morgens bis abends nur rauf und runter, eine Kehre folgt der naechsten. Bei der Ankunft am Abend im Hotel weiss man, was man getan hat, ist aber voellig mit sich und der Welt zufrieden.

Die Route Napoleon ist eine wunderschoene Strecke, wenn man in den Sueden faehrt. Zunaechst einige alpine Strecken, danach wird die Landschaft offener und die Temperaturen hoeher, zum Schluss geht es noch einmal durch alpines Gelaende allerdings unter suedlicher Sonne. Man spuert auf dieser Strecke foermlich, wie man sich aus dem kalten Norden in den warmen Sueden bewegt.

Hinweg   Kurztouren    Tagestouren    Rueckweg

Copyright © 2003 by Ursula Stöver.